Bauernproteste in Hamm - das sind die Gründe

Am Montag (8.1.) protestierten Landwirte aus Hamm gegen Verteuerungen im Agrarbereich. Die Ankündigung der Bundesregierung, geplante Maßnahmen zum Teil zurückzunehmen, geht ihnen nicht weit genug. Warum sie sich von der Politik missverstanden fühlen. 

© Radio Lippewelle Hamm

Landwirte aus Hamm machen bei Trecker-Demo mit

Allein aus Hamm waren über 100 Trecker dabei, so die Polizei- jeweils die Hälfte fuhr aus Bockum-Hövel über die Römerstraße, Lausbach und Kamener Straße nach Unna und aus den südlichen Stadtteilen ging es über die B 63 nach Werl. Anschließend fuhren sie mit den Kollegen aus dem Raum Soest und Werl über die B1 Richtung Geseke und zurück. Gegen 16 Uhr waren die Landwirte mit ihren Treckern wieder in Hamm.

Der Protest wurde auch von Spediteuren mit ihren LKW unterstützt. Es habe keine Zwischenfälle gegeben, so der Polizeisprecher.

"Wir Landwirte waren uns einig: Das war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Es geht nicht mehr allein um die Diesel-Rückvergütung. Das sind bei unserem Betrieb etwa dreieinhalb- bis fünftausend Euro, je nach Jahr. Die anderen Lasten sind aber so hoch, dass das nicht aufzufangen ist." - Christof Schürmann, Landwirt aus Hamm


Jetzt hat die Ampel-Koalition angekündigt, einen Teil der Pläne zurückzunehmen. Aber die Landwirte protestieren trotzdem. Die Zugeständnisse gehen ihnen nicht weit genug.  

Ausgaben der Landwirte in Hamm steigen

Die Landwirte rechnen nach wie vor mit deutlich höheren Ausgaben, unter anderem durch die Erhöhung der Maut-Preise, durch die CO₂-Steuer und andere Klimaschutz-Bestimmungen. Außerdem will die Bundesregierung weiterhin die Vergünstigungen für Agrardiesel streichen, nur dass dies jetzt schrittweise erfolgen bis 2026 soll. Viele Landwirte kritisieren, dass die Probleme so nur aufgeschoben werden. Der Hammer Landwirt Andreas Kraienhemke sagt, die Ankündigung der Bundesregierung habe zwar etwas Luft herausgenommen. Aber sie ändere nichts an den wirtschaftlichen Problemen, die auf die Landwirte aktuell zukommen.

"Es geht kein Betrieb daran pleite, aber es ist wirtschaftlich, speziell in dieser Situation, echt schwierig. Das ist kein Pappenstiel, sondern richtig viel Geld. Das muss man ja auch irgendwo mehr einnehmen und das muss auf den Verbraucher umgelegt werden." - Andreas Kraienhemke, Landwirt aus Hamm

Neben den finanziellen Problemen sehen sich die Landwirte auch durch bürokratische Auflagen belastet. Viele von ihnen verbringen einen großen Teil ihres Arbeitsalltags im Büro, um den Verwaltungsaufgaben gerecht zu werden. Das trage erheblich zur allgemeinen Unzufriedenheit unter den Landwirten bei, sagt Landwirt Harald Haun vom Biohof Damberg in Hamm.

Landwirt aus Hamm befürwortet Kompromisse für den Klimaschutz

Haun beteiligt sich dennoch nicht an den Protesten. Er kann den Ärger der Landwirte über die vielen bürokratischen Auflagen und Verteuerungen zwar nachvollziehen und sieht ebenfalls Veränderungsbedarf. Aber er sagt auch: Es müssen Kompromisse gefunden werden. Zum Klimaschutz müsse jeder einen Teil beitragen. Er könne es zum Beispiel gut verkraften, wenn ein Teil der Vergünstigungen für Agrardiesel wegfällt. Langfristig brauche es eine einheitliche Klimaschutz-Politik, die die Landwirte miteinbezieht, anstatt mit immer neuen Auflagen über sie hinweg zu entscheiden, so Haun. Denn dies sei die eigentliche Ursache der Unzufriedenheit. Viele Landwirte fühlen sich von der Politik missverstanden. Dort fehle es häufig an Sachverstand, kritisiert auch Landwirt Christof Schürmann. Er wünscht sich, dass mehr Landwirte selbst in der Politik vertreten sind, um diese mitzugestalten.

Spediteur aus Hamm beteiligt sich an den Protesten

An der Aktionswoche der Landwirtschaft beteiligen sich auch Transportunternehmen. Sie klagen genau wie die Landwirte über steigende Ausgaben, vor allem aufgrund der Mauterhöhungen. Der Hammer Spediteur Frank Jäschke sagt, seine monatlichen Ausgaben für die Maut seien von 17 bis 19 Tausend auf 32 Tausend Euro gestiegen. Er will am Montag mit zwei bis drei Fahrzeugen in Richtung B1 fahren, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, aber vor allem auch, um Solidarität mit den Landwirten zu zeigen. Jäschke gibt aber gleichzeitig zu bedenken, ob diese Art des Protests wirklich zielführend ist.

"Das ist ja wieder mit der CO2-Belastung eigentlich Humbug. Weil wir mehr Diesel in die Luft schießen, dafür dass wir mit 25 km/h über die B1 fahren. Ich weiß nicht, ob das so Sinn macht." - Spediteur Frank Jäschke aus Hamm