Deutsche Wirtschaft im Dauertief - Was bringt 2025?

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© Monika Skolimowska/dpa

Konjunkturflaute

Wiesbaden/Berlin (dpa) - Steigende Insolvenzen, Industrieflaute, Autokrise, gestrichene Jobs: Aus der deutschen Wirtschaft kommt eine schlechte Nachricht nach der anderen. 2024 ist das Bruttoinlandsprodukt das zweite Jahr in Folge leicht geschrumpft - und das neue Jahr dürfte ebenfalls schwierig werden. Was kommt mit den Bundestagswahlen und Donald Trump in den USA auf die deutsche Wirtschaft zu? Und was bedeutet die Krise für Verbraucher?

Wie hat sich die deutsche Wirtschaft 2024 entwickelt?

Im vergangenen Jahr ist Deutschland erneut in die Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,2 Prozent zum Vorjahreszeitraum, auch vierten Quartal sank sie nach einer ersten Schätzung leicht. Schon 2023 war das Bruttoinlandsprodukt zurückgegangen. Deutschland erlebe damit das erste zweijährige Schrumpfen der Wirtschaft seit den frühen 2000er-Jahren, schrieb Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der Bank ING. 

Was sind die Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft?

Wichtige Branchen wie Auto, Maschinenbau und Chemie kämpfen mit geringer Nachfrage, ebenso das Baugewerbe. Die Bruttowertschöpfung der Industrie sank 2024 deutlich um drei Prozent. Nicht nur der schwache Heimatmarkt belastet Unternehmen, auch auf den Weltmärkten hakt es, da zum Beispiel China als Wachstumstreiber ausfällt. Die deutschen Exporte sanken in den ersten elf Monaten 2024 gemessen am Vorjahreszeitraum. 2025 sei allenfalls mit Stagnation zu rechnen, meint DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. 

Zudem belasten teure Energie und die große Bürokratie den Standort Deutschland. Und Verbraucher halten aus Unsicherheit und angesichts des dauerhaft hohen Preisniveaus ihr Geld zusammen. Dazu kommt eine sanierungsbedürftige Infrastruktur – Bahnfahrer können ein Lied davon singen. Die Wirtschaftskrise führt zu einer steigenden Zahl an Firmeninsolvenzen, die nach Einschätzung des Instituts IWH Halle in einzelnen Monaten an das Niveau in der globalen Finanzkrise heranreicht. 

Wie steht Deutschland im globalen Vergleich da?

Laut Jahresgutachten des Sachverständigenrats («Wirtschaftsweise») wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den vergangenen fünf Jahren preisbereinigt nur um 0,1 Prozent. «In den USA liegt das BIP bereits heute um mehr als zwölf Prozent über dem Vor-Corona-Niveau, im Euro-Raum um gut vier Prozent», hieß es in dem Papier von November. Und der Internationale Währungsfonds prognostizierte im Oktober für Deutschland ein Nullwachstum - das schwächste aller führenden westlichen G7-Industriestaaten.

Was spricht für eine Erholung 2025?

Ökonomen erwarten, dass Europas größte Volkswirtschaft kaum in Schwung kommt. «Die deutsche Wirtschaftsleistung wird 2025 voraussichtlich auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Krise liegen», sagte Martin Werding, Mitglied im Sachverständigenrat. Die «Wirtschaftsweisen» erwarten für 2025 ein Wachstum von lediglich 0,4 Prozent.

Die Bundesbank hat ihre Prognose auf 0,2 Prozent gesenkt. Der Konsum der Verbraucher etwa werde angesichts steigender Reallöhne zwar stetig zulegen, aber nicht so stark wie bisher erwartet - denn viele Menschen sorgen sich um ihren Job. 

Rückenwind für die Wirtschaft kommt von sinkenden Leitzinsen der Europäischen Zentralbank, die ihre Geldpolitik 2025 weiter lockern dürfte. Damit können sich Verbraucher wie Unternehmen billiger verschulden. Die Bauzinsen sind schon etwas gefallen, was Hausbauern hilft.

Zähe Inflation - was heißt das für mein Geld?

Zwar ist die Inflationswelle in Deutschland abgeebbt. Mit 2,2 Prozent im Jahresschnitt 2024 stiegen die Verbraucherpreise viel weniger als 2022 (6,9 Prozent) und 2023 (5,9 Prozent), als die höchsten Inflationsraten seit der Wiedervereinigung erreicht wurden. 

Doch die Teuerung bleibt hartnäckig, was die Menschen etwa beim Einkaufen im Supermarkt spüren. Der private Konsum kommt daher nicht recht in Schwung. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise überraschend stark um 2,6 Prozent. «Noch ist das Inflationsproblem nicht gelöst», meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. 

Ökonomen erwarten, dass sich die Inflationsrate im neuen Jahr zunächst über der Marke von 2 Prozent festsetzt. Das Ifo-Institut rechnet im Gesamtjahr mit 2,3 Prozent. Bei der Bank bekommen viele Sparer weniger Zinsen, ihr Geld verliert dann an Wert. 

Steigende Arbeitslosigkeit: Wie sicher ist mein Job?

Am lange Zeit robusten deutschen Arbeitsmarkt macht sich die Krise allmählich bemerkbar. Im Dezember stieg die Arbeitslosenquote auf 6,0 Prozent und wird nach Einschätzung der Arbeitsagentur weiter wachsen. Zugleich steigt immer noch die Zahl der sozialversicherten Jobs. 

Die Sicherheit des eigenen Jobs hängt stark von der Branche ab, denn viele Bereiche wie Erziehung, Gesundheitswesen oder öffentlicher Dienst wachsen so stark, dass unter dem Strich die Job-Verluste aus der Industrie mehr als ausgeglichen werden. Finanziert wird der öffentliche Sektor allerdings durch Steuern und Abgaben, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen. 

Wie hat der Staat gewirtschaftet?

Obwohl die ganz großen Belastungen aus der Energiekrise entfallen sind, hat der Staat als Ganzes auch 2024 deutlich mehr Geld ausgegeben als eingenommen. Während der Bund sein Defizit von fast 95 auf unter 60 Milliarden Euro verringerte, wurden die Lücken auf den Ebenen der Länder, Kommunen und Sozialversicherungen größer. Unterm Strich stand ein um 5,5 Milliarden Euro gewachsenes Defizit von 113 Milliarden Euro, was gemessen an der Wirtschaftsleistung (BIP) wie im Vorjahr eine Defizitquote von 2,6 Prozent ergibt. 

Welche Bedeutung hat die Bundestagswahl?

Viele Firmen halten sich aus Unsicherheit auch über den künftigen politischen Kurs mit Investitionen zurück. Eine neue Regierung habe die Chance auf einen Stimmungswechsel bei Bevölkerung und Unternehmen, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. 

Dafür brauche Deutschland aber einen Politikwechsel in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Das bedeutet aus Sicht der Arbeitgeber: weniger Bürokratie, weniger Regulierung, weniger Lohnzusatzkosten. Daneben fordern Wirtschaftsverbände Entlastungen bei den im internationalen Vergleich hohen Energiekosten sowie den Steuern und Abgaben. 

In den Wahlprogrammen der Parteien spielt die Wirtschaftspolitik eine große Rolle. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind aber unterschiedlich. Während Union und FDP sich vor allem für Steuerentlastungen und weniger Bürokratie starkmachen, legen SPD und Grüne einen Fokus auf einen milliardenschweren, kreditfinanzierten «Deutschlandfonds», um Investitionen zu mobilisieren und die teils marode Infrastruktur zu sanieren. Entlastungen bei den Energiekosten versprechen alle Parteien - von den Linken bis zur AfD.

Was droht Deutschland mit Donald Trump?

Sollte Trump wie angekündigt die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent erhöhen, dürfte das die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders treffen. Trumps Zollpläne könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten, warnte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel.

Zum Vergleich: In Trumps erster Amtszeit lag der durchschnittliche Zollsatz der USA nach einer Commerzbank-Studie bei etwa 3 Prozent. Ökonomen fürchten Handelskonflikte mit der EU, die mit Gegenmaßnahmen reagieren könnte. Allerdings ist unklar, inwieweit Trump seine Pläne umsetzt.

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Deutsche Wirtschaft
Die deutsche Wirtschaft schwächelt - die Exportaussichten haben sich eingetrübt (Symbolbild).© Sina Schuldt/dpa
Die deutsche Wirtschaft schwächelt - die Exportaussichten haben sich eingetrübt (Symbolbild).
© Sina Schuldt/dpa
Export
Deutsche Exporte gehen zurück (Symbolbild).© Christian Charisius/dpa
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© Christian Charisius/dpa

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