Hamm: Diskussion um Umzug von Substitutionsarzt in Rinsche-Gebäude im Hammer Süden

Der Substitutionsarzt Dr. Andreas Adrian überlegt, mit seiner Praxis den Standort zu wechseln. Der Plan, in das leer stehende Rinsche-Gebäude an der Werler Straße zu ziehen, sorgt für Diskussionen bei Anwohnern. Was bisher klar ist, lest ihr hier.

Das Rinsche-Gebäude (Außenansicht) an der Werler Straße steht seit einem Jahr leer
© Radio Lippewelle Hamm

Arzt für Suchtkranke hat Interesse an Rinsche-Gebäude im Hammer Süden

Die geplante Nachnutzung des leer stehenden Rinsche-Gebäudes an der Werler Straße sorgt im Hammer Süden für große Aufregung. Unter anderem über die sozialen Medien hatte sich verbreitet, dass der Hammer Substitutionsarzt Dr. Andreas Adrian Interesse an dem Gebäude hat. Adrian hat der Lippewelle gegenüber bestätigt, dass er gern mit seiner Praxis in das ehemalige Rinsche-Gebäude umziehen würde. Noch sei aber nichts unterschrieben, betont Adrian. Er wollte die Öffentlichkeit eigentlich erst informieren, wenn das passiert sei. Jetzt ist es aber anders gekommen. Aktuell hat Dr. Adrian seine Praxis für Suchtpatienten an der Ostenallee gegenüber der Musikschule. Er sei schon länger auf der Suche nach einem anderen Standort, sagt Adrian.

Neuer Standort in Hamm hätte großen Vorteil

Denn der aktuelle Ort an der Musikschule sei eigentlich auch für keinen der Beteiligten optimal. Dr. Adrian hat bis zu 150 Patienten und Patientinnen in seinem Substitutionsprogramm. Viele davon holen sich ihre Ersatzdroge täglich morgens in einem engen Zeitfenster. Deshalb müssen sie oft vor der Praxis Schlange stehen, was weder für die Fußgänger noch für die Patienten selbst angenehm sei. Genau das sei das Hauptproblem, sagt Adrian. Vor seiner Praxis sei es im Moment so offensichtlich, was er anbiete. Die großen Räume im ehemaligen Elektrohandel Rinsche hätten einen entscheidenden Vorteil. Dort könne er die Ein- und Ausgang trennen und er würde die Medikamentenausgabe statt einmal täglich dreimal täglich anbieten. So müsse dann kein Patient mehr draußen warten.

Sorge bei Anwohnern und Ladeninhabern im Hammer Süden

Im Hammer Süden befürchten die Anwohner und Geschäftsleute weniger Attraktivität und mehr Kriminalität, sollte die Praxis dorthin ziehen. Dr. Adrian betont aber: "Die Angst ist unbegründet." Er selber wohne mit seiner Frau und zwei Kindern seit vielen Jahren direkt über seiner Praxis an der Ostenallee und habe sich immer sicher gefühlt. 60 bis 70 Prozent seiner Substitutions-Patienten und Patientinnen seien auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig und hätten stabile Familienverhältnisse. Durch Methadon und ähnliche Medikamente werde die Szene entkriminalisiert. Die Patienten und Patientinnen müssten eben nicht mehr Diebstähle begehen oder sich prostituieren, um an ihre Ersatzdroge zu kommen. Es gebe aber auch noch eine Alternative zum Rinsche-Gebäude, hat er gegenüber der Lippewelle gesagt. Auch die Gastronomen in der Hammer Innenstadt machen sich aufgrund der Drogenszene Sorgen.

Entscheidung fällt Ende Mai

Sein Ziel sei es, im letzten Quartal des Jahres an neuer Stelle zu starten. Der Bedarf sei da, weil der Substitutionsarzt Dr. Kroll an der Oststraße innerhalb der nächsten zwei Jahre in Rente gehe und Adrian dann dessen rund 200 Patienten mitversorgen müssen. Ende Mai soll eine Entscheidung fallen, hat Adrian gegenüber der Lippewelle gesagt. In Hamm gibt es insgesamt fünf Substitutionspraxen. Zwei sind in der Innenstadt, eine im Hammer Norden, eine in Bockum-Hövel und eine in Pelkum. Insgesamt geht man von etwa 1000 Opiat-Abhängigen aus. Das ist eine sehr hohe Zahl, liegt aber auch daran, dass einige auch von außerhalb nach Hamm kommen und hier substituiert werden.