Hamm ist offen für moderne Kirche

Bei der Kirche gibt es gerade einige Veränderungen. So wurde in der vergangenen Woche beschlossen, in Deutschland zukünftig auch homosexuelle und wiederverheiratete Paare zu segnen. Hamm ist dagegen schon fast Vorreiter.

In Deutschland wollen die katholischen Kirchen bald auch homosexuelle und wiederverheiratete Paare segnen. Die Entscheidung wurde bei der Synodalversammlung in Frankfurt beschlossen. Der Vatikan zeigte sich darüber irritiert. Eine Ortskirche könne keine Entscheidungen treffen, die die Weltkirche beträfen, heißt es aus Rom.

Christian Schmidtke ist Vikar im Pastoralverbund Hamm-Mitte-Westen und hat auch selbst schon Segnungen von homosexuellen Paaren durchgeführt. "Ich glaube, dass alles, was Liebe ist, segenswert ist. Wenn zwei Menschen miteinander in Verantwortung, in Liebe und in Treue umgehen, warum sollten wir sie nicht segnen", sagt er.


Oft noch Gegenwind aus der Kirche

Aber ihm ist auch bewusst, dass das nicht alle so sehen. "In der Kirche ist das noch nicht normal. Ich wünsche mir, dass es Normalität wird. Ich erlebe immer wieder eine Abneigung", so der Vikar. Deshalb stellt er auch eine Forderung an die katholische Kirche. Er wünscht sich mehr Offenheit und Vertrauen von der Kirche. Man müsse vor Ort schauen, was man braucht, damit die Menschen die Kirche als lebensnah und menschennah erfahren können.

Bistum Münster: Keine Sanktionen für Segnungen

Dem Bistum Münster sei die seelsorgerische Begleitung von queeren Menschen und Wiederverheirateten nicht erst jetzt ein Anliegen, heißt es auf Lippewelle-Anfrage. Jede Person – völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität – sei unbedingt von Gott geliebt. Zahlen von Segensfeiern seien dem Bistum nicht bekannt.

Der Bischof habe Vertrauen in die Seelsorger, dass sie queere Menschen gut begleiten. In diesem Sinne werde es auch keine Konsequenzen oder Sanktionen geben, wenn Seelsorger ihren Auftrag nach bestem Gewissen erfüllen. Man wolle mit dem Vatikan im Austausch bleiben. Das Bistum Paderborn berät gerade noch darüber, wie mit der Anweisung aus Rom umzugehen ist, hieß es auf Anfrage.

Veränderungen bei der evangelischen Kirche Hamm

Auch bei der evangelischen Kirche in Hamm soll es in Zukunft Veränderungen geben, darauf hat sich die Kreissynode am Mittwoch (15.3.23) geeinigt. Es soll einen "Transformationsprozess auf allen Ebenen geben", heißt es in der Mitteilung. Man müsse sehen, wie man sich an die Veränderungen in der Gesellschaft anpassen könne und mit schrumpfendem Personal und entsprechenden Finanzen umgehen könne.

Immer mehr Kirchenaustritte in Hamm

Die Zahl der Kirchenaustritte hat sich in Hamm im vergangenen Jahr fast verdoppelt. So traten nach Angaben des Amtsgerichts Hamm im Jahr 2021 insgesamt 824 Personen aus der Kirche aus (508 katholisch/316 evangelisch). 2022 gab es 1.408 Kirchenaustritte (84 katholisch/514 evangelisch). In 2023 wurden dem Amtsgericht bisher 478 Austritte gemeldet (278 katholisch/200 evangelisch).

Wer aus der Kirche austreten möchte, muss aktuell etwa zwei Monate auf einen Termin warten. Gerade sind Termine bis Juli/August 2023 buchbar.

© Radio Lippewelle Hamm

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