Hamm will den Verkehr klimafreundlich und stadtverträglich gestalten

Ein Drittel des CO2-Ausstoßes stammt bisher aus dem Bereich Mobilität. Bis 2035 soll Hamm klimaneutral sein. Das soll mit einem Ausbau von E-Mobilität, Rad und Busverkehr passieren.

© Radio Lippewelle Hamm

Beim "Masterplan Mobilität" sollen die Menschen in Hamm mitreden

Die Stadt Hamm verfolgt weiter ihren Plan, bis 2035 klimaneutral zu sein. Zum Auftakt im März und April konnten die Hammer bei einer Online-Umfrage mitmachen. Über 1.500 haben das getan. Die Ergebnisse wurden jetzt (am 16. August) bei einem Kolloquium im Beisenkamp Gymnasium vorgestellt. Daran haben Politik, Interessensverbände teilgenommen, z.B. IHK, Speditionsverband, Umweltgruppen.

Gut ein Drittel der 1.500 Teilnehmer aus Hamm will "sichtbare Veränderungen in der Verkehrswelt", fast die Hälfte (41 %) will besseren Radverkehr, gut ein Drittel (35 %) Verbesserungen beim Bus- und Bahnverkehr. Ein Drittel könnte sich vorstellen, mehr Rad zu fahren, Fahrgemeinschaften und Carsharing sind bei den Hammern eher unpopulär.

Mehrheit aus Hamm wünscht sich mehr Rad und Busverkehr

Wenn sich 1500 Menschen aus Hamm ihren Mobilitätsmix wünschen könnten, würde der Autoverkehr nur noch ein Viertel ausmachen - derzeit sind es 56 Prozent. Der Fußanteil bliebe fast gleich - 19 statt bisher 17 Prozent. Der Radverkehrsanteil würde von 19 auf 28 Prozent steigen, am deutlichsten der Anteil des Busverkehrs: von 8 auf 28 Prozent.

Was muss jetzt in Hamm passieren?

Der Masterplan beschreibt das Rad als bedeutendstes Verkehrsmittel für die Verkehrswende in Hamm. Ein Rad hat jeder, jeder zwischen fünf und 85 Jahren kann damit fahren, Radwege sind relativ preiswert und schnell zu bauen, und Hamm ist eine ideale Fahrradstadt. Schon jetzt ist das Radwegenetz über 160 km lang. Die Planer von "raumkom" schlagen u.a. vor:

* Öffnung von Einbahnstraßen

* Netz von Fahrradstraßen

* Fahrradabstellanlagen und Parkhäuser

* Und eine Werbekampagne mit positiver Kommunikation

Bus in Hamm soll schneller und preiswerter werden

Beim Busverkehr loben die Planer von "raumkom" die geplante Taktverdichtung auf den Hauptrouten und das 29-Euro-Ticket, sowie das kostenlose Ticket für Schüler und Azubis. Wünschenswert wären mehr eigene Spuren und Ampelschaltungen, um die Busse schneller zu machen. Busse und Fahrräder könnten sich sogenannte Umweltspuren teilen. Um den Autoanteil zu senken, muss das Zu-Fuß-Gehen, das Radfahren und das Busfahren attraktiver werden, heißt es. "Attraktiver wird es aber nur mit mehr Platz", so die Schlussfolgerung der Raumplaner.

Alternativlösungen für Parken an der Straße in Hamm

Der Mobilitätsplan will das Auto aber nicht abschaffen. Es sei das "Schweizer Taschenmesser" der Mobilität: Stets verfügbar, allein oder mit fünf Mitfahrern nutzbar, zum Einkaufen, Umziehen, Besuchen, Erleben oder Fliehen. Das mache sein großes "Suchtpotential" aus. Allerdings würden die Dosierungen kleiner. Heute sei es Realität, dass die Menschen verschiedene Verkehrsmittel für einen Weg nehmen. Eine zentrale Frage ist für die Planer das Parken. Der ruhende Verkehr ufere selbst in Metropolen aus, so Planer Christian Muschwitz von "raumkom". Zwar haben die Menschen in den Innenstädten weniger Autos, dafür geht der Trend in den Vororten zum Zweit- und Drittauto. Wer das Parken oder auch Anwohnerparken teurer machen will, sollte erst Alternativen schaffen und den Dialog suchen. Eine Lösung könnten Quartiersgaragen sein.

Pakettransport mit dem Bus?

Beim Güterverkehr plädiert das Gutachten für kombinierte Lösungen. Der Lieferverkehr in der Stadt könnte gebündelt werden oder durch Lastenräder ersetzt werden. Allerdings sei fraglich, ob die Fahrten der Paketdienste wirklich klimaschädlicher seien als einzelne Einkaufsfahrten der Verbraucher. Eine gute Idee sei es, Gütertransport in den Personenverkehr zu integrieren. In Skandinavien würden Linienbusse wie selbstverständlich Pakete transportieren. Die Raumplaner begrüßen ausdrücklich den Bau der B 63n von der A 2 bis zum Hafen, die LKW, Bahn und Schiff kombinieren soll.

Wie geht es mit dem Masterplan Mobilität weiter?

Bei einem Straßenfest am 8. September am Feidikforum in der südlichen Innenstadt von Hamm wird die Feidikstraße von mittags bis abends für Autos gesperrt. Die Menschen sollen erleben, was alles auf der Straße möglich ist, wenn sie nicht zugeparkt ist. Im Angebot sind Spiele und Bewegungsangebote, Essen und Trinken und Quatschen auf der Straße. Anfang 2024 soll der Masterplan in die Ratsgremien eingebracht werden, dann wird er nochmal öffentlich ausgelegt, im Sommer nächsten Jahres soll er beschlossen werden.

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