Hammer Lehrer berichten vom Homeschooling

Das digitale Lernen wird an den Hammer Schulen zum Teil sehr unterschiedlich umgesetzt - und das liegt nicht nur an den fehlenden Endgeräten. 4000 Hammer Schüler warten immer noch auf Tablets, die die Stadt bereits vor einem Jahr bestellt hat. Doch selbst mit Endgerät und funktionierendem WLAN läuft das Homeschooling sehr verschieden. Oft werden lediglich Emails mit kopierten Lernblättern verschickt, Netz-Artikel oder Youtube Tutorials verlinkt.

Damit lässt man viele Chancen des digitalen Lernens verstreichen, sagt Thomas Köster, Lehrer am St. Franziskus-Berufskolleg, einer der digitalen Pilotschulen in Hamm. "Wenn das Gefühl besteht, die haben kein Bock oder die spielen uns irgendwas zu, nur damit wir jetzt beschäftigt sind, dann wird sich Schule so in der bisherigen Form ad absurdum führen", sagt der Lehrer.

Feste Tagesabläufe sind wichtig

Viele Kinderärzte und Psychologen auch in Hamm sorgen sich um die Kinder im monatelangen Homeschooling. Die meisten Kinder sitzen viel zu lange vor dem Bildschirm, haben zu wenig Bewegung - und die Lehrer haben die familiäre Situation nicht mehr so im Blick, wie beim Präsenzunterricht. Feste Tagesstrukturen und regelmäßiges Feedback der Lehrer sind auch im Homeschooling unerlässlich, so Rüdiger Zicholl, Leiter der Konrad Adenauer Realschule in Rhynern. Nur so können die Lehrer Verhaltensänderungen der Kinder bemerken. "Wichtig war uns, dass die Kinder das Gefühl haben, ich werde erwartet und man bemerkt auch, wenn ich nicht da bin", sagt der Schulleiter. In Ausnahmefällen habe man auch das Jugendamt gebeten, zu schauen, ob es Unterstützungsbedarf in den Familien gebe. In zwei Fällen sei man dann auch tätig geworden und habe die Situation Gott sei Dank aufklären können, erzählt Zicholl.