Im Handwerk bleiben in Hamm 2023 viele Ausbildungsplätze unbesetzt

Viele Handwerksbetriebe in Hamm suchen händeringend nach Auszubildenden - vor allem in klimarelevanten Handwerken. Dort ist die Auftragslage besonders gut. Doch kaum junge Menschen entscheiden sich selbst für eine Ausbildung im Handwerk.

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Betriebe in Hamm haben weniger neue Azubis als letztes Jahr

In Hamm wurden dieses Jahr 231 neue Ausbildungsverträge im Handwerk abgeschlossen. Das sind 23 Verträge weniger als im vergangenen Jahr. In vielen Betrieben blieben Stellen unbesetzt: 341 freie Stellen listet die Ausbildungsplatz-Börse der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe aktuell, zu der auch die Stadt Hamm gehört. Die Betriebe wollen ausbilden, die Anzahl der Stellen steigt - aber sie finden keine jungen Menschen, die eine Ausbildung bei ihnen machen möchten, sagt Detlef Schönberger, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Durch die Energiewende ist die Auftragslage im Handwerk in Hamm sehr gut

Besonders viele Auszubildende fehlen in den klimarelevanten Handwerken, zum Beispiel Anlagenmechaniker für Klimatechnik und Elektroniker in Energie- und Gebäudetechnik. Dabei ist der Bedarf gerade in diesen Bereichen sehr hoch: Um die Energiewende voranzubringen, werden Handwerker gebraucht, die etwa Wärmepumpen und Fotovoltaikanlagen installieren können. Die Auftragslage im Handwerk ist sehr gut und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben, so Detlef Schönberger.

"Handwerker sind Klimaschützer von Beruf. Wir empfehlen den Jugendlichen: Macht eine Ausbildung im Handwerk, dann könnt ihr das Klima schützen und habt für die nächsten Jahre einen zukunftssicheren Beruf!" - Detlef Schönberger, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft

Jugendliche in Hamm studieren lieber, als eine Ausbildung zu machen

Doch viele Jugendliche entscheiden sich nach dem Schulabschluss gegen eine Ausbildung im Handwerk. Stattdessen beginnen sie ein Studium oder nehmen einen Aushilfsjob an. Oft seien es die Eltern, die darauf bestehen, dass ihre Kinder Abitur machen und studieren, sagt Detlef Schönberger. Daher sei es wichtig, sowohl die Jugendlichen als auch ihre Eltern von handwerklichen Berufen zu überzeugen. Entscheidend dabei sei der persönliche Kontakt. Betriebe müssten heute - anders als früher - aktiv auf junge Menschen zugehen und sie für die eigenen Ausbildungsplätze anwerben, etwa in Schulen und auf Messen.

Der Hammer Elektrotechnikermeister Marco Schäfer macht genau das. Um Auszubildende zu gewinnen, geht er selbst an Schulen, besucht Klassen und beantwortet die Fragen der Jugendlichen. Er hat dadurch weniger Probleme, Auszubildende für seinen Betrieb in der Hammer Innenstadt zu finden. Aktuell beschäftigt er dort sieben Azubis.

Praktika sind wichtig für Hammer Betriebe, um Auszubildende zu gewinnen

Entscheidend, um junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen, seien auch Praktika, sagt Detlef Schönberger von der Kreishandwerkerschaft. Bei einem Praktikum könnten junge Menschen ausprobieren, ob ihnen der jeweilige Beruf gefällt. Außerdem lernen Betrieb und Praktikant sich kennen. Wenn es auf beiden Seiten passt, ergebe sich im Anschluss an ein Praktikum häufig auch ein Ausbildungsvertrag. Die Betriebe sollten demnach mehr Praktikumsstellen anbieten. Aber auch die Jugendlichen seien in der Verantwortung, Praktika während der Schulzeit zu nutzen, um ihre verschiedenen Berufswünsche zu testen, so Detlef Schönberger.

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