In Hamm brechen besonders viele Azubis die Lehre ab

Nach den Sommerferien (1.9.) beginnnt das neue Ausbildungsjahr. Viele Azubis in Hamm halten nicht lange durch.

2023 sind über ein Drittel der Ausbildungsverträge in Hamm aufgelöst worden. Die Gründe liegen teilweise noch in der Coronazeit.

Symbolbild Handwerker.
© Pixabay / annawaldl

Hamm ist dabei Spitzenreiter in NRW

In Hamm war die Quote an aufgelösten Ausbildungsverträgen mit 35,4 Prozent am höchsten; im Kreis Gütersloh wurden die wenigsten Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst (23,0 Prozent). Diese Zahlen nennt IT.NRW.

Die IHK, die Handwerkskammer und das Lüders-Berufskolleg ordnen die Zahlen etwas anders ein. Das Lüderskolleg betont, dass generell auch wieder mehr Jugendliche eine Ausbildung beginnen. Das rechnet auch die IHK vor: die Zahl der neueingetragenen Ausbildungsverhältnisse lag für das Jahr 2023 in Hamm mit einem Plus von fast 7 Prozent deutlich höher als im Vergleich zum Kreis Unna und zu Dortmund- und die IHK weist darauf hin, dass in ihrem Bereich, also Handel, Industrie und Dienstleistungen, zehn weitere Städte eine Abbruchquote von 30 Prozent und mehr haben.

Azubis haben falsche Vorstellungen

Besonders hoch ist die Abbruchquote im Handwerk. Das räumt auch die Handwerkskammer ein.

Das Handwerk erklärt das vor allem mit den Einschränkungen der Coronazeit.

Zwei Jahre lang waren keine Berufsorientierungen möglich, die Berater konnten nicht an die Schulen, die Jugendlichen nicht auf Messen oder in die Betriebe gehen. Viele hätten deswegen falsche Vorstellungen gerade von Handwerksberufen.

Christoph Nietsch, Schulleiter am Lüderskolleg, sieht es ähnlich: "Wir erleben es häufig, dass junge Menschen, die zu uns kommen, noch nicht ausreichend beruflich orientiert sind. Es fehlt die Klarheit, ob sie eine Ausbildung anstreben möchten, einen höheren Schulabschluss erreichen wollen oder direkt beides in Angriff nehmen. "

Jugendliche in Hamm haben die Wahl

Dazu kommt: die Schulabgänger haben heute die Wahl aus einem viel größeren Angebot an Ausbildungsstellen- und auch an neuen Berufen, und das bei weniger Bewerbern wegen des demografischen Wandels. Wegen des Fachkräftemangels bekommen mehr eine Chance auf eine Ausbildung, auch Jugendliche, die noch nicht ausbildungsfähig sind. Christoph Nietsch, Schulleiter am Lüders-Kolleg: "Eine Ausbildungsreife ist bei diesen Jugendlichen nicht immer gegeben, mangelnde Sprachkenntnisse verschärfen die Problematik." An allen Berufskollegs gebe es verschiedene Ansätze, verstärkt die Sprachkompetenz in den Blick zu nehmen und zu fördern.

Viele Azubis in Hamm gehen direkt am Anfang

Von den rund 200 aufgelösten Ausbildungsverhältnissen in Hamm wurden 76 in der Probezeit beendet, so die IHK. Aus Datenschutzgründen könne nicht nachgehalten werden, von wessen Seite aus der Vertrag gekündigt wurde, also vom Auszubildenden oder vom Ausbildungsbetrieb. Im gegenseitigen Einvernehmen wurden 31 aufgelöst, 18 noch vor Beginn des Ausbildungsverhältnisses, zehn wechselten in einen anderen Ausbildungsberuf.

Strategien gegen den Abbruch in Hamm

Die Handwerkskammer Dortmund empfiehlt jungen Menschen, handwerkliche Berufe vorab zu erproben, beispielsweise durch ein Praktikum. Es ist sinnvoll für sowohl die zukünftigen Auszubildenden als auch die Ausbildungsbetriebe, sich vor dem Abschluss des Ausbildungsvertrages besser kennenzulernen. Vor einer Vertragslösung empfiehlt die Kammer die Kontaktaufnahme mit der Ausbildungsberatung der Handwerkskammer oder mit einem Ansprechpartner der Arbeitsagentur. In vielen Fällen hilft es schon, wenn sich der Ausbildungsbetrieb und ein externer Berater der Handwerkskammer oder Arbeitsagentur zusammensetzen und beispielsweise Missverständnisse ausräumen und vermitteln. Um Vertragslösungen entgegenzuwirken, hat der Senior Experten Services (SES) die Initiative zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen (VerA) ins Leben gerufen. Weitere Infos: https://www.hwk-do.de/waehrend-der-ausbildung/unterstuetzung-waehrend-der-ausbildung/ .


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