Kaum Entlastung für Hausärzte in Hamm?

Hausarzt-Praxen auch in Hamm sollen entlastet werden, das plant ein Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Lauterbach. Die Hammer Ärztesprecherin Dr. Ulrike Leise Rauße sieht darin allerdings nur einen Tropfen auf den heißen Stein.

Ein Arzt mit einem Stetoskop um den Hals.
© Symbolbild/Pixabay

Ambulante Versorgung in Hamm am Limit

Durch eine bessere Bezahlung und weniger Stress vor Ort sollen die Arbeitsbedingungen für Hausärzte und -ärztinnen attraktiver werden - das wird zumindest als Ziel eines Gesetzentwurfes von Gesundheitsminister Lauterbach formuliert. Unter anderem geht es um die Anhebung von Obergrenzen bei der Vergütung und die Einführung einer Jahrespauschale zur Behandlung chronisch kranker Patienten. Die Hammer Ärztesprecherin Dr. Ulrike Leise Rauße sieht darin allerdings nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Im Grunde sehe man aktuell die ambulante Versorgung zusammenbrechen, sagte sie im Lippewelle-Gespräch. Es gebe kaum Termine, kaum Kinderärzte und demnächst werde ein Problem bei der gynäkologischen Betreuung, vor allem bei Schwangeren, dazukommen. Schon vor einem Jahr äußerte sie gegenüber der Lippewelle ihre Sorgen bezüglich des Ärztemangels in Hamm.

Unnötige Kosten auch für Praxen in Hamm

"Es ist fünf nach 12", so Leise Rauße. Grundsätzlich gebe es im Gesundheitssystem ausreichend Geld, es sei allerdings falsch verteilt. Sie sehe durchaus gute Ansätze bei den Plänen von Lauterbach, die sich auf die Förderung der ambulanten Versorgung beziehen und auch darauf, sie mit den Krankenhäusern zu kombinieren. "Es muss stationär und ambulant gekoppelt werden, um nicht sinnlos doppelt Kosten zu verursachen", so Leise Rauße. Man stelle sich vor, jemand liege mit einem Hexenschuss zu Hause und rufe den Hausarzt an. Der könne nicht die vollbesetzte Praxis im Stich lassen und kommen, also bleibe nichts anderes übrig, als den Notruf zu wählen. Dieser verabreiche in der Regel eine teure Spritze und müsse den Betroffenen meistens auch mit in eine Klinik nehmen. So etwas verursache Kosten, die nicht sein müssten. "Wir müssen irgendwie zurück zu einem Modell wie es früher mal die Gemeindeschwester war", so Leise Rauße.

Pauschale soll angehoben werden

Was die geplanten Erhöhungen angehe, sei ja schon lange die Pauschale für Hausbesuche nicht angepasst worden. Aktuell erhalte ein Arzt pro Quartal als Pauschale für einen chronisch kranken Patienten 20 Euro, dabei sei aber davon auszugehen, dass dieser Patient häufig in der Praxis auftauche, eben genau deshalb, weil er chronisch erkrankt sei. Ob ein Anheben der Pauschalen nun ausreichten, um Praxen zu retten, wisse sie nicht, so Leise Rauße.

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