Kriminalität in Hamm war 2022 auf Rekord-Hoch

Für die Hammer Polizei ist 2022 die arbeitsintensivste Zeit der letzten zehn Jahre gewesen. Insgesamt gab es über 16.500 angezeigte Straftaten. Das ist ein Plus von fast 1.900 im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt die aktuelle Kriminalitätsstatistik.

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Für die Hammer Polizei war es ein bewegendes Jahr. Es wird in Erinnerung bleiben, sagte Präsident Thomas Kubera. Einige Fälle beschäftigten ihn und seine Mitarbeiter dabei besonders. Darunter der Messerangriff an der Hochschule Hamm. Ein psychisch kranker Mann tötete dabei im Juni eine Dozentin und verletzte drei Studierende. Er ist mittlerweile verurteilt und sitzt auf unbestimmte Zeit in einer forensischen Psychiatrie ein.

Kubera erinnerte aber auch an den psychisch kranken Rentner, der seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung im Lohauserholz erschlug, und an die Messer-Attacke in der Pizzeria Big Daddy. Dabei war ein falsch belegtes Baguette der Auslöser gewesen. Insgesamt hat die Hammer Polizei 2022 sieben Tötungsdelikte (zwei vollendet) registriert.

Gute Aufklärungsquote bei der Polizei in Hamm

Mit diesen Entwicklungen - also mit den nackten Zahlen - könne er als Polizeipräsident nicht zufrieden sein, so Kubera. Trotzdem sei die Polizei im vergangenen Jahr nicht tatenlos gewesen.

Das zeige sich auch bei der Aufklärungsquote. Sie liegt insgesamt bei fast 56 Prozent (und damit über dem Durchschnitt des Landes NRW) und ist die dritthöchste Hammer Quote der letzten zehn Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr konnten in Hamm 2022 also fast 1.000 Fälle mehr geklärt werden.

Diebstahlsdelikte in Hamm sind angestiegen - Post-Corona-Effekt

Auch in einigen Diebstahl-Bereichen gibt es einen großen Anstieg bei den Zahlen - beispielsweise beim Wohnungseinbruchsdiebstahl. Da vermutet die Hammer Polizei einen Post-Corona-Effekt. Die Menschen seien wieder mehr unterwegs, fahren zum Beispiel in den Urlaub, sagte Kriminaloberrätin Mareike Mentrup. Deshalb sind die Fallzahlen dort im Vergleich zum Vorjahr um fast 55 Prozent gestiegen.

Ähnliches macht sich auch bei Diebstählen an oder aus Autos bemerkbar. Auch hier vermutet die Polizei einen Post-Corona-Effekt, weil generell mehr Autos auf den Straßen sind. Gesunken sind die Zahlen wiederum bei Fahrraddiebstählen. Trotzdem kam dabei 2022 eine Schadenssumme von über 900.000 Euro zusammen. Das liegt auch daran, dass die Fahrräder immer teurer werden. Im Durchschnitt kostete ein gestohlenes Rad in Hamm 2022 rund 1.050 Euro. Im Jahr 2018 war es noch die Hälfte.

Steigende Fallzahlen im Bereich der Gewaltkriminalität

Im Vergleich zum Vorjahr und zu 2013 sind die Zahlen bei der Gewaltkriminalität ebenfalls angestiegen. Es gab 629 Fälle im letzten Jahr - fast 70 mehr als noch 2021. Dagegen stellt sich allerdings eine hohe Aufklärungsquote der Hammer Polizei. Sie liegt bei der Gewaltkriminalität bei fast 80 Prozent. Hauptgrund dafür seien Vorbeziehungen zwischen Tätern und Opfern, so Kriminaloberrätin Mareike Mentrup. Der Täter könne dadurch in vielen Fällen bereits schnell ermittelt werden.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Aber nicht nur die Gewalt in der Bevölkerung an sich ist angestiegen. Auch Amtsträger - nicht nur Polizisten, sondern auch Feuerwehrleute oder Mitarbeiter des kommunalen Ordnungsdienstes, sind im vergangenen Jahr öfter angegriffen worden. Mit 142 Fällen gibt es in diesem Bereich einen Höchststand. 2013 waren es beispielsweise 81 Fälle - also halb so viele. Diese Entwicklung sorgt Polizeipräsident Thomas Kubera sehr.

Er müsse sich jetzt überlegen, wie mehr Strategien gegen Beamtengewalt entwickelt werden können. Damit solche Fälle gar nicht erst auftreten. Im letzten Jahr ist beispielsweise eine Respekt-Kampagne mit Plakaten gestartet. Die Botschaft: Die Polizei will mit Respekt auf die Menschen zugehen, erwartet das aber eben auch selber.

Großer Schaden durch Betrüger in Hamm

Aber auch gewaltfreie Delikte spielen in Hamm eine immer größere Rolle. Betrüger versuchen es schon lange nicht mehr nur über den klassischen Enkeltrick per Telefon, sondern auch über Schock-Anrufe oder sogar Whatsapp-Nachrichten. Und damit sind sie offenbar sehr erfolgreich.

26 Mal ist es bei uns in Hamm letztes Jahr zu Geödübergaben gekommen - mit einem Schaden von über 300.000 Euro. Auch das ist ein neuer Rekord. Gerade Schockanrufe (Enkeltrick, falsche Polizisten) würden vielfach vom Ausland aus organisiert, so die Hammer Polizei.

Prävention und Zusammenarbeit mit anderen Behörden in Hamm

Um gegen alle Verbrechen in Hamm weiter vorzugehen, steht die Zusammenarbeit mit anderen Behörden an vorderer Stelle. Im letzten Jahr haben die Polizei und die Stadt Hamm zum Beispiel eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Auch mit anderen Sicherheitsbehörden soll die Arbeit intensiviert werden - beispielsweise mit dem Zoll. Außerdem ist die Polizei auch oft mit eigenen Infoständen auf Messen vertreten.

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