Mobbing an Schulen in Hamm - so bekommen Kinder Hilfe

Tausende Kinder in Hamm müssen täglich in die Schule gehen und einigen von ihnen fällt der Schulgang schwer. An vielen Schulen gibt es Erfahrungen mit Mobbing, das berichten uns immer wieder Eltern und Schüler aus Hamm. Die Schulen wollen zusammen mit der Stadt gegensteuern.

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Wie zeigt sich Mobbing in Hamm?

"Streit ist gesund, Mobbing macht krank" - Erziehungsberater Matthias Bartscher

Erziehungsberater Matthias Bartscher aus Hamm sagt, dass der Begriff "Mobbing" oft falsch verwendet werde. Viele verwechselten einen "Streit" mit "Mobbing". Ein Streit geschehe eher auf Augenhöhe, während bei Mobbing eine Person der anderen Person kontinuierlich überlegen sei. Oft zeige sich Mobbing auch dadurch, dass das betroffene Kind regelmäßig aufgrund seiner äußeren Merkmale diskriminiert werde. Bartscher erklärt, dass den gemobbten Kindern der natürliche Impuls der "gesunden Wehrhaftigkeit" fehle. Mobbing-Täter würden das als Schwäche ausnutzen.

Eltern und Schüler aus Hamm berichten von Mobbingerfahrungen

"Wir haben uns auf die Schule verlassen, aber letzendlich hat die Schule uns im Stich gelassen." - Mutter aus Hamm

Mit diesen harten Worten versucht eine betroffene Mutter ihre Erlebnisse an einer Schule in Hamm zusammenzufassen. Ihre Tochter besucht eine Grundschule und erlebte bereits dort nach eigenen Schilderungen massives Mobbing. Dabei leidet nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern. Besonders zu Beginn habe sie sich selbst die Schuld zugewiesen, so die Mutter. Nach mehreren Versuchen, das Gespräch mit den zuständigen Lehrkräften zu finden, wurde ihr von der Schule angeboten, das Kind bei einem Schulwechsel zu unterstützen. Die Betroffene und ihre Tochter aus Hamm sehen dieses Angebot aber nicht als Lösung, sondern nur als Verschiebung des Problems.

"Wenn die Schule als einzige Lösung einen Schulwechsel vorschlägt, dann ist man natürlich enttäuscht und da schwingt auch sehr viel Wut mit" - Mutter aus Hamm


Eltern von Mobbing-Betroffenen in Hamm haben Gesprächsbedarf

Eine weitere Mutter aus Hamm hat sich bei uns gemeldet und berichtet, dass ihre Tochter ebenfalls von Mobbing betroffen ist. Die Erfahrungen ähneln sich. Auch hier kritisiert sie die fehlende Kommunikation mit der Schulleitung, den Lehrkräften und den Eltern. Die Kinder hätten mehr auf das Thema Mobbing sensibilisiert werden müssen, um vorzubeugen.

"Ich hätte mir gewünscht, dass man die Eltern viel mehr mit einbezieht und sich mit der Schule zusammen an einen Tisch setzt, um auf die Folgen von Mobbing für Opfer, aber auch für Täter aufmerksam zu machen." - Mutter aus Hamm

Kinder in Hamm leiden unter Mobbing

Eine Neunjährige aus Hamm erzählt uns, dass auch sie Mobbingerfahrungen an einer Schule gemacht hat. Andere Kinder hätten regelmäßig abfällig über ihr Aussehen gesprochen.

"Ich habe mich hässlich gefühlt und wollte nicht mehr anziehen, was ich schön fand" - Grundschülerin aus Hamm

Nach mehreren negativen Kommentaren über ihren Kleidungsstil und ihr Aussehen hat die 9-Jährige Selbstzweifel entwickelt. Auf Nachfrage bei der Klassenlehrerin sei lediglich von "Sticheleien zwischen Kindern" die Rede gewesen, heißt es. Sie hätte sich mehr Empathievermögen von ihren mobbenden Mitschülern und mehr Hilfe von ihren Lehrkräften gewünscht.

Schulen in Hamm verstärken Kampf gegen Mobbing

Immer mehr Schulen versuchen aber auch, sich mit dem Thema Mobbing auseinanderzusetzen. Zwei positive Beispiele zeigen die Friedensschule und die Arnold-Freymuth-Schule. An der Friedensschule arbeiten die Medienscouts verstärkt gegen Cybermobbing. Mit dem Prinzip "Schüler helfen Schülern" wird den jüngeren Schülern ein sicherer Umgang mit dem Internet vermittelt. Die Arnold-Freymuth-Schule setzt auf eine offene Kommunikation. Im Schülerparlament könne laut der Schule jeder seine Wünsche äußern und die Schüler gestalten die Schule aktiv mit. Aber auch außerhalb des Schülerparlaments könnten Schüler jederzeit das Gespräch mit den Lehrern suchen, heißt es. Ziel sei es, den Mobbingfall in eine gemeinsame Problemlösung umzuwandeln, so Schulleiter Marcus Schiffer.

Polizei: Mobbing in Hamm kann strafbar sein

Wichtig bei einer Mobbing-Intervention sei, dass der Täter sein Fehlverhalten auch verstehe, sagt uns Hammer Erziehungsberater Matthias Bartscher. Im Fall von beispielsweise Cybermobbing könne sogar eine Anzeige aufgegeben werden.

"Cybermobbing ist kein Straftatbestand. Aber in Cybermobbing vereinigen sich einzelne Straftaten" - Pressesprecher der Polizei Hamm, Hendrik Heine.

Die Anzahl dieser Anzeigen steige auch in Hamm und vielen Kindern und Jugendlichen sei nicht bewusst, dass sie möglicherweise eine Straftat begehen, erklärt Heine. Das Internet könnte die Hemmschwelle für Mobbingaktivitäten senken. Viele Kinder und Jugendliche würden sich in der scheinbar anonymen, virtuellen Welt eher trauen, Angriffe, Beleidigungen oder Bloßstellungen von Menschen auszuführen.

So kann der Kampf gegen Mobbing in Hamm gelingen

Laut dem Erziehungsberater Matthias Bartscher aus Hamm sei auch Zivilcourage bei Mobbing wichtig. Zuschauer seien die wichtigste Gruppe in der Mobbing-Situation. Diese müssten das Verhalten dokumentieren und das Mobbing-Opfer schützen und unterstützen. Das Ignorieren der Situation könne dazu führen, dass sich der Mobbing-Täter in seinem Verhalten bestärkt und bestätigt fühlt. Nachdem die Lehrkraft von den Mitschülern informiert wurde, sei es ihre Aufgabe, dem Problem die nötige Aufmerksamkeit zu schenken und weitere Schritte einzuleiten, heißt es. Je nach Situation würden Eltern mit ins Boot geholt.

"Ich finde, dass man mit den Kindern in Kontakt bleiben und sehr viel reden muss. Eingreifen heißt ja nicht, dass ich die Schule mit Vorwürfen konfrontiere, sondern erst mal das Gespräch suche." - Leyla Hamzaoglu, Mitarbeiterin des Stadtteilbüros Hamm-Westen.

Falls es bis dahin zu keiner Besserung kommt, könnten verschiedene Anlaufstellen in Hamm in Anspruch genommen werden. 

Anlaufstellen bei Mobbing an Schulen in Hamm

Unterstützung bekommen Eltern und Kinder von mehreren Beratungsstellen in Hamm, wenn der direkte Kontakt mit der Schule nicht funktioniert. In diesem Fall können sich Eltern aus Hamm externe Hilfe von sozialen Einrichtungen holen, so Erziehungsberater Matthias Bartscher aus Hamm.

"Wenn man das Gefühl hat, das Problem werde von der Schule nicht korrekt gelöst, sollten Eltern mutig sein und den nächsten Schritt gehen. Das heißt: Zur Erziehungsberatung zu gehen, ins Stadtteilbüro zu gehen und sich Hilfe zu holen." - Erziehungsberater Matthias Bartscher aus Hamm

Lydia Bölke, Leiterin des Stadtteilbüros in Hamm Westen erklärt, dass Eltern aus Hamm mit allerlei Anliegen das Stadtteilbüro Hamm aufsuchen können. Dort werde im Laufe des Gesprächs nach individuellen Lösungsmöglichkeiten gesucht. Auch in der schulpsychologischen Beratungsstelle in Hamm wird in Fällen von Mobbing geholfen.

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