Mobile Videobeobachtung in Hamm im Bahnhofsquartier gestartet

In Hamm hat die Polizei das Zeitalter der mobilen Videobeobachtung eingeläutet. Zwei von insgesamt zehn vom Land angeschafften Anlagen werden in der Stadt positioniert. Eine steht bereits am Bahnhof, die andere wird in der kommenden Woche auf der Südstraße platziert.

Videobeobachtung Kameras Bahnhof Hamm
© Radio Lippewelle Hamm

Gleich zwei Anlagen in Hamm

Eine mobile Videobeobachtung als Ergänzung der Polizeiarbeit in Hamm war schon länger im Gespräch, vor allem die CDU hatte sich immer wieder dafür eingesetzt. Sie wollte damit das Sicherheitsgefühl von Händlern, aber auch Anwohnern unterstützt wissen. Zum Jahresende hatte NRW-Innenminister Reul insgesamt zehn mobile Anlagen vorgestellt, die das Land neu angeschafft hatte, um sie den 47 Polizeibehörden zur Verfügung zu stellen. Der Hammer Polizeipräsident hatte sich direkt für einen Einsatz in Hamm gemeldet und gleich für zwei Anlagen den Zuschlag erhalten. Grund dafür sei die frühe Antragsstellung der Hammer Polizei sowie die klare Ausrichtung und Vorbereitung des Antrags, heißt es. Außerdem gehe es um ein Bedarfsverfahren, welchen andere Kreise noch nicht angemeldet haben. Seit Mittwoch (10.4.) steht nun ein mit Kameras ausgestatteter Wagen im Bahnhofsquartier - der zweite Wagen soll in der kommenden Woche auf der Südstraße platziert werden, so Hamms Polizeipräsident Thomas Kubera.

Polizisten in Hamm ab jetzt auf "digitaler Streife"

Eine mobile Anlage ist mit insgesamt sechs Kameras ausgestattet, zwei davon sind für die Selbstüberwachung ausgelegt, alle anderen beobachten das Geschehen außerhalb. Die Aufnahmen werden live in die Leitstelle übertragen, so Kubera. Dort sei ein Mitarbeiter dauerhaft mit den Aufzeichnungen beschäftigt, als sogenannte "digitale Streife". Kann dieser keine auffälligen Geschehnisse beobachten, werde das Videomaterial trotzdem erstmal als Beweismaterial gespeichert. Bei einer möglichen Straftat könne das Material dann noch nachträglich gesichtet werden. Nach 14 Tagen, werde das Material dann aber gelöscht, so Andre Böning Dienstgruppenleiter für die Videobeobachtung. Wenn dann aber schon live eine Straftat oder zum Beispiel ein Konflikt beobachtet werden kann, schreite die Polizei direkt ein. Interventionteams, die für die Bereiche direkt zuständig sind, beruhigen dann die Situation, beschreibt Kubera den Einsatz. 

Gründe für die Videoüberwachung in Hamm

Um die Videoüberwachung zu rechtfertigen, müsse das Vorgehen genau begründet sein, sagt Kubera. Grund für den Einsatz der "digitalen Streife", sei die steigende Kriminalität in Hamm. Sie habe in ihrer Qualität, aber auch in Stärke und Menge zugelegt und mache Sorgen, so Kubera. Es gebe einfach Orte in der Stadt, wo viel kriminelle Energie auftauche. Dazu gehöre die Südstraße mit besonders schweren Delikten wie beispielsweise einem versuchten Mord in 2023. Ein zweiter Schwerpunkt sei das Bahnhofsquartier und da der Bereich direkt vor und hinter dem Bahnhof. Allein Fahrraddiebstähle oder auch Drogenkriminalität sorgten hier für eine Vielzahl an Konflikten. Die Zeiten für die Videobeobachtungen habe man entsprechend angepasst: Am Bahnhof wochentags von 12.00 bis 20.00 Uhr, auf der Südstraße freitags, samstags und vor Feiertagen von 23:00 bis 6:00 Uhr. Grundsätzlich solle die Überwachung das "Sicherheitsgefühl der Bürger" steigern, so Kubera. Beobachtung von kriminellen Hotspots in Hamm nur unter Einhaltung strenger Datenschutzregeln möglich. Das Filmen von Versammlungen ist Beispiel unzulässig. Außerdem sind bestimmte Bereiche, wie zum Beispiel Wohnungen oder Arztpraxen, im Vorfeld dauerhaft geschwärzt oder verpixelt. Spezielle Hinweisschilder informieren die Bürgerinnen und Bürger über den Beginn der Video-Zonen.

System der mobilen Videobeobachtung in Hamm

Die Anhänger sind mit ausfahrbaren Teleskop-Kamerasystemen ausgestattet. Die vier Kameras für die Passanten-Beobachtung sind in einem 360 Grad Radius schwenkbar. Außerdem sind sie für nachts mit einer Infrarot-Technik ausgestattet. Um Verdächtige auch wirklich erkennen zu können, kann das Video mit einem Zoom um das 40-Fache vergrößert werden. Ansonsten läuft das System komplett autark: Der Akku hält für 30 Stunden und wenn er dann doch mal leer geht, ist in dem Anhänger eine Brennstoffzelle zum Aufladen. Um die Technik zu schützen, verfügt der Hänger über ein Selbstüberwachungssystem. Dazu zählen die zwei Kameras, die dauerhaft den unteren Bereich des Anhängers filmen. Sollte der Anhänger dann aber doch angegangen werden, geht die Alarmanlage los.

Bei einem Blaulichtgespräch, zu dem die CDU in Hamm eingeladen hatte, sprach NRW-Innenminister Herbert Reul am Mittwoch (10.4.) über die Sicherheit in Hamm.

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