Neuer Klinikatlas fällt bei Krankenhäusern in Hamm durch

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat mit großem Aufwand den neuen "Klinikatlas" für Deutschland vorgestellt. Das Urteil der heimischen Krankenhäuser über das Online-Angebot fällt vernichtend aus.

Menschen warten in einem Krankenhaus in der Notaufnahme auf einen Arzt.
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Barbaraklinik in Heessen spricht von sinnvollem Ansatz und schlechter Umsetzung

Die Idee des Klinikatlas: Patientinnen und Patienten sollen mit einem Klick das empfehlenswerte Krankenhaus für ihre Behandlung finden, egal ob Geburt oder Meniskus OP. Kriterien sind vor allem die Behandlungshäufigkeit und der Personalschlüssel der jeweiligen Klinik.

Den Ansatz findet die Barbaraklinik grundsätzlich sinnvoll. Allerdings wendet sie ein:

"Wenn nun ein Patient den Klinikatlas anwenden möchte, wird er in die Irre geführt: durch nicht eindeutige und falsche Suchbegriffe, durch Informationen, die mit dem gewünschten Krankheitsbild nichts zu tun haben und durch eine voreingestellte Filterfunktion, die ausschließlich die Fallzahl berücksichtigt und damit suggeriert, diese sei das einzige Qualitätskriterium." - Stellungnahme der Barbaraklinik auf Anfrage der Lippewelle.

Johanniterkliniken in Hamm sprechen von "Irreführung"

Ähnlich urteilen die Johanniter-Kliniken, also EVK und Marienhospital, auf Lippewelle Anfrage schreiben sie:

„Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Klinikatlas für die Patientinnen und Patienten irreführend und in seiner jetzigen Version nicht zu gebrauchen. Die Daten in dem Online-Atlas sind nicht vollständig, in einigen Bereichen veraltet und teilweise sogar falsch. In der Konsequenz bietet der Klinikatlas nicht nur keine zusätzliche Transparenz, sondern trägt sogar zur Verunsicherung und zu Fehleinschätzungen durch Nutzerinnen und Nutzer bei. "

Fazit der Kliniken in Hamm fällt vernichtend aus

Das Fazit der Barbaraklinik fällt eindeutig aus: Momentan sollten sich Ratsuchende auf keinen Fall am Klinikatlas orientieren, bevor nicht der ganze Atlas aktualisiert und berichtigt wurde. Die Johanniter meinen, dem erheblichen zusätzlichen administrativen Aufwand der Krankenhäuser und den Kosten für die Datenbereitstellung steht im Vergleich zum bisherigen Deutschen Krankenhausverzeichnis derzeit kein erkennbarer Nutzen für die Patientinnen und Patienten gegenüber.

Krankenhäuser in Hamm tauchen kaum im Ranking auf

Die Klinken in Hamm tauchen nach unseren Recherchen kaum unter den vorderen Plätzen in der Region auf, egal ob es um Geburten, Leistenbruch, Blinddarmoperationen oder Hirntumoren geht. Ausnahmen sind z.B. die Operation eines abgerissenen Meniskus oder die Behandlung von Bluthochdruck, hier ist die Barbaraklinik ganz vorne, auch das EVK schneidet gut ab. Die Grundlage für das Ranking ist die Zahl der Behandlungen. Ganz vorne sind aufgrund der Zahl der Fälle oft Kliniken in Witten, Dortmund und Münster, auch im Sauerland. Absurd: bei Schlaganfällen landet eine Klinik in Recklinghausen auf Platz 1, die rund 50 km entfernt ist. Dabei ist gerade bei Schlaganfällen eine möglichst schnelle Behandlung entscheidend.