Offene Ganztagsschulen in Hamm am Limit

Die Ministerin für Bildung und Schule NRW, Dorothee Feller, hat ein Gespräch mit den vier OGS-Trägern in Hamm geführt - ohne konkrete Ergebnisse.


Gespräch nach Demo

Genau zwei Wochen nach einer Protestaktion der Arbeitsgemeinschaft Hammer Wohlfahrtsverbände sucht NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller das Gespräch mit den vier Trägern der offenen Ganztagsschulen (OGS): AWO, der Caritas, dem evangelischen Kirchenkreis und dem Friedrich-Wilhelm-Stift. Sie alle klagen darüber, dass die Anhebung der OGS-Pauschalen um drei Prozent nicht ausreiche, um alle Kosten zu decken. Feller war bei dem gemeinsamen Zusammensetzen wichtig, nach vorne zu schauen und zu hören, wo die Träger derzeit Herausforderungen im System sehen. In dem Gespräch am Donnerstagabend (02.11.) konnten die Träger ihre Sorgen zum Ausdruck bringen. Im Lippewelle-Gespräch von vor zwei Wochen stellte Caritas-Vorstand Elmar Marx bereits klar: Drei Prozent würden nicht ausreichen, um die Tarifsteigerung von 13 Prozent decken zu können.

Kein Geld für OGS in Hamm

Feller stellt im Gespräch klar: Im System sei nicht mehr Geld verfügbar. Dazu käme, dass Fachkräfte für Schulen mit offenem Ganztag fehlen. Dennoch mache man gute Erfahrungen im Trägermodell Das grundsätzliche Konzept der offenen Ganztagsschulen soll sich auch in Zukunft nicht ändern. Man arbeite weiter an den Voraussetzungen und plane, einen Entwurf für ein Artikelgesetz Anfang nächsten Jahres vorlegen zu können, fügt Feller hinzu. Sie zeigt sich mit dem Gespräch zufrieden. "Es tut gut zu reden".

Die Uhr tickt für mehr Ganztagsplätze in Hamm

Ab 2026 sollen alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsbetreuungsplatz haben. Das hat die Bundesregierung 2021 in einem entsprechenden Gesetz rechtlich festgelegt. Bis dahin müssen auch bei uns in Hamm mehr Plätze geschaffen werden. Eine große Aufgabe, denn neben dem

Personalmangel in Hamm müssen die Träger die Organisation mit den zur Verfügung stehenden Geldern selbst in die Hand nehmen.

Für Caritas-Vorstand Marx ist klar: "Wir stehen vor einem großen Aushandlungsprozess". Dennoch hält er fest: "Das war eine gute und offene Gesprächsatmosphäre". Gerade nach der Demonstration von vor zwei Wochen zeige Feller, dass sie das Gespräch mit den OGS-Trägern suche.


Zukunft für OGS in Hamm ungewiss

Jetzt sei es wichtig, dass sich Träger und Politik zusammen die Frage klären, wie das Konzept OGS auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Denn: "Wenn nicht mehr Geld gestellt wird, dann ist das Angebot schon jetzt nicht mehr in dieser Form weiter umsetzbar. Wir werden dann Personal abbauen müssen", so Caritas-Vorstand Elmar Marx. Derzeit erstellt die Caritas den Wirtschaftsplan für 2024:

"Nach diesem Gespräch mache ich mir schon ernsthaft Sorgen und Gedanken, wie wir uns als Caritas dazu im nächsten Jahr positionieren werden. Da werden wir nochmal hinter verschlossene Türen gehen müssen und wirklich ernsthaft beraten, wie wir das umsetzen wollen." - Elmar Marx, Vorstand Caritas Hamm

Mit dem Ergebnis des Gesprächs sei Marx nicht zufrieden, sagt er im Lippewelle-Gespräch. Er hatte gehofft, dass wie im Kita-Bereich auch, erkennbar sei, dass mehr Geld ins System fließen soll. Das habe Feller nicht in Aussicht gestellt. "Ich hab bislang immer noch die Hoffnung, dass das Land den Ernst der Lage erkennt. Da bin ich mir im Moment nach wie vor nicht sicher." Im schlimmsten Falle könnte das System langfristig Schritt für Schritt zusammenbrechen, befürchtet Marx.


OGS in Hamm jetzt schon oft nur Übermittagsbetreuung

NRW-Bildungs- und Schulministerin Feller macht klar: "OGS ist ein freiwilliges Bildungsangebot und keine einfache Betreuung." Eltern sollen sich die Frage stellen, ob sie nur eine normale Übermittagsbetreuung für ihr Kind möchten oder das OGS-Angebot nutzen wollen. Caritas-Vorstand Marx spricht hier durchaus von einer Idealvorstellung. Auch, wenn es von Schule zu Schule unterschiedlich sei, erzählt er im Lippewelle-Interview:

"Es ist an vielen Standorten jetzt nur Betreuung. Mehr ist gar nicht drin. Und wir werden mit der Ausstattung auch nichts anderes hinkriegen. Wenn das den Eltern reicht... okay. Aber ich kann sagen: Wenn ich unsere Mitarbeitenden beobachte, dass der Druck und Stress so hoch ist, dass selbst die Rahmenbedingungen für eine angemesse Betreuung nicht ausreichen. Bildung ist das in absehbarer Zeit nicht."

Man werde Kindern in ihrer Entwicklung und Individualisierung nicht mehr gerecht. Und den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, sei der Anspruch der OGS-Träger in Hamm.

Weitere Meldungen