Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl in Hamm

Am 23. Februar wird ein neuer Bundestag gewählt. Am Dienstag Abend (21.1.2025) stellten sich fünf Direktkandidaten für den Wahlkreis Hamm/Unna II vor, bei einer Veranstaltung im Kleistforum.



© Reyhan Rahmati, RLWH

Großes Interesse an Diskussionsrunde

Am 21. Januar hat in Hamm eine zweistündige Podiumsdiskussion im Heinrich-von-Kleist-Forum stattgefunden. Das Interesse war groß, rund 200 Menschen waren gekommen, die Veranstalter mussten noch Stühle aufstellen. Eingeladen hatten ADFC, Amnesty International, AWO, Caritas, Flüchtlingshilfe, FUgE, NABU und NaturFreunde Hamm. Der Titel „Für einen sozialen Zusammenhalt - Wie nachhaltig kann Deutschland werden?“ mit den Bundestagskandidaten aus dem Wahlkreis Hamm-Unna: Michael Thews (SPD-MdB), Arnd Hilwig (CDU), Nelli Soumaoro (Bündnis 90/Die Grünen), Lucas Slunjski (FDP) und Sefika Minte (DIE LINKE) eingeladen. Die AfD war nicht eingeladen. Hilwig bedauerte das: "Man hätte die AfD stellen können, mit ihrem irren Hass auf die Windkraft." AfD-Chefin Weidel hatte angekündigt, Windräder abreißen zu wollen.

So lief die Podiumsdiskussion in Hamm

Die Diskussion war insgesamt von einer sehr professionellen und respektvollen Atmosphäre geprägt. Die Bundestagskandidaten der verschiedenen Parteien traten sachlich und objektiv auf, was es dem Publikum ermöglichte, den Argumenten gut zu folgen. Eine gute Mischung aus Ernst und Humor hat dafür gesorgt, die oft komplexen Themen greifbar und zugänglich zu machen. Auch das Publikum war sehr engagiert: Bei Themen, denen sie zustimmten, zeigte es dies lautstark durch Applaus. Bei Standpunkten, die weniger Anklang fanden, gab es ebenfalls deutliche Reaktionen. Dieser Austausch zwischen den Kandidaten und dem Publikum machte die Veranstaltung besonders lebendig und zeigte, wie wichtig diese Themen für die Menschen vor Ort sind.

Diskussion in Hamm: Von Nachhaltigkeit bis zur Migration

Die Sicherung der Energievorsorge und das Erreichen der Klimaziele sind zentrale Themen der Podiumsdiskussion in Hamm gewesen. Nelli Soumaoro (Bündnis 90/Die Grünen) betont, den Ausbau der Windenergie und neue Ansätze wie Agrivoltaik, um die Energieversorgung zu erweitern. Arnd Hilwig (CDU) spricht sich für einen breiten Mix aus regenerativen Energien und Atomkraft aus, auch im Hinblick auf die europäische Zusammenarbeit und die Sicherung der Energiesicherheit. Sefika Minte (Die Linke) fordert einen schnelleren Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und einen verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien, etwa durch Fotovoltaikanlagen auf Schulen und Supermärkten. Michael Thews (SPD) setzt auf einen klaren Fokus auf regenerative Energiequellen, insbesondere Windkraft und Offshore-Anlagen, sowie auf innovative Technologien wie Wasserstoff. Auch Lucas Slunjski (FDP) spricht für Fotovoltaikanlagen und die Unabhängigkeit von russischem Gas aus. Atomkraft ist für ihn keine Lösung, weil die Kosten für die Endlagerung des Atommülls nicht überschaubar seien. Mit dieser Haltung sei er nicht auf Parteilinie, sagte Slunjski.

Flächenversiegelung: Nachhaltig Bauen und Entwickeln in Hamm

Die CDU spricht sich dafür aus, brachliegende Eisenbahn- und Industrieflächen zu reaktivieren und neu zu nutzen. Wo das nicht möglich ist, sollen Renaturierungsprojekte wie am Lippekanal realisiert werden. Die Linke betonte die Notwendigkeit, alte Industriegelände in Wohnraum umzuwandeln und fordert eine Reduzierung der Flächenversiegelung. Für die SPD steht der soziale Wohnungsbau im Vordergrund, mit einem Fokus auf die Bewältigung von Starkregen-Ereignissen und die langfristige Schaffung von sozialem Wohnraum. Die FDP strebt einen Masterplan für Wohnen an, der auch Hitzestau in Innenstädten durch eine verstärkte Bepflanzung von Flächen adressieren sollte. Die Grünen setzen auf die Förderung von Pilotprojekten zur Nutzung von ungenutzten Flächen.

Soziale Gerechtigkeit: Für eine gerechtere Gesellschaft in Hamm

Das Thema soziale Gerechtigkeit war ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion, vor allem in Bezug auf wachsende Ungleichheiten. Minte (Die Linke) fordert eine stärkere Besteuerung von großen Vermögen und einen höheren Mindestlohn (bis zu 16 Euro ab 2026). Sie spricht sich außerdem für eine Deckelung der Mieten und eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Menschen mit geringem Einkommen aus. Slunjski (FDP) widerspricht diesen Forderungen und spricht sich gegen eine höhere Besteuerung der Wohlhabenden aus, setzt jedoch auf die Förderung von Arbeit und die Entlastung des Mittelstandes durch Anpassung des Spitzensteuersatzes. Soumaoro (Bündnis 90/Die Grünen) kritisiert den „Zinseszinsen“-Effekt und betonen die Notwendigkeit einer stärkeren Förderung von Bildung, insbesondere für Kinder. Auch die CDU setzt auf Steuererleichterungen und eine Reform des Bürgergeldes, um Langzeitarbeitslose besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Thews (SPD) stellt einen umfassenden Maßnahmenkatalog vor, der sich auf die Entlastung von Geringverdienern konzentrierte, ohne dabei die Reichen zu entlasten.

Migration und Integration in Hamm

Ein weiteres kontroverses Thema war die Migration. Soumaoro (Bündnis 90/Die Grünen) hat deutlich gemacht, dass Asyl ein Menschenrecht sei und fordert eine positive Darstellung von Geflüchteten, die oft als Lösung für den Fachkräftemangel betrachtet werden. Sie setzen sich auch für mehr Visa für Menschen mit innovativen Ideen ein. Slunjski (FDP) betont die Notwendigkeit, in Bildung zu investieren und Integrationshelfer für geflüchtete Kinder bereitzustellen. Minte (Die Linke) setzt auf Sprachkurse und mehr Sozialarbeiter in Schulen und Kitas, um eine bessere Integration zu ermöglichen. Hilwig (CDU) hebt hervor, wie wichtig der Schutz jüdischen Lebens und die Bekämpfung von Antisemitismus sind, während er gleichzeitig Sprachkenntnisse als Voraussetzung für die Teilnahme am Bildungssystem sieht. Thews (SPD) setzt sich für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und die Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft als Sicherheitsversprechen ein.

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