Polizei und Stadt Hamm gehen gegen Jugendkriminalität vor

Ein Kreis von bis zu 30 Minderjährigen soll für Dutzende Straftaten bei uns in Hamm verantwortlich sein. Die Polizei hat eine Ermittlungskommission gegründet, auch die Staatsanwaltschaft ist mit im Boot.

© Radio Lippewelle Hamm.

Über 80 Straftaten von Jugendlichen allein in der Hammer Innenstadt

Die Polizei hat nachgerechnet: Alleine in der Innenstadt hat es innerhalb eines Jahres (bis März 2023) 80 solcher "Rohheitsdelikte" gegeben. Das ist z.B. Raub oder Körperverletzung. 58 Mal steckten Mehrfachtäter dahinter. Das meiste davon passiert unter freiem Himmel, bisher in der Innenstadt, zuletzt aber auch in Herringen oder Bockum-Hövel, dort wurde u.a. ein 16-Jähriger auf der Kirmes geschlagen und beraubt.

Zum harten Kern der minderjährigen Straftäter zählt die Polizei 15 Jugendliche. Sie sind zwischen 13 und 19 Jahren alt, vier davon sind die sogenannten Rädelsführer und geben den Ton an. Wie sie mit den anderen in Verbindung stehen, soll jetzt eine Ermittlungskomisson klären.

Großteil der Jugendlichen sind junge Männer

Die meisten der kriminellen Jugendlichen sind Jungs, zwei sind Mädchen. Bei der Herkunft gibt es hingegen keine auffällige Tendenz: die Hälfte ist "biodeutsch", die anderen sind türkischer, polnischer, serbischer, russischer oder syrischer Herkunft, sagt die Polizei. Also bunt gemischt.

Ihre Elternhäuser seien überfordert mit der Erziehung, sagt Oberbürgermeister Marc Herter. Bei den Überfällen gehe es selten um Vermögenswerte, sondern eher um Erfolgserlebnisse oder "Mutproben". Manches sei auch eine Folge der Corona-Zeit, wo der Kontakt zur Schule abgerissen sei. Umgekehrt gibt es jetzt nach Corona einfach auch wieder mehr Gelegenheit für Straftaten.

Stadt und Polizei in Hamm wollen Jugendkriminalität gemeinsam angehen

Diese Erklärungen bedeuten aber nicht, dass die Stadt das Verhalten toleriere - im Gegenteil, betont Herter. Die Polizei will vorbeugen und abschrecken. Zum Beispiel mit Kontrollen wie am kommenden Wochenende auf der Kirmes in Heessen. Dabei gehe es nicht nur darum, mögliche Täter zu finden, sondern auch um Opfer. Die scheuen nämlich oft vor einer Anzeige, aus Angst. Polizeipräsident Thomas Kubera fodert Geschädigte auf, sich zu melden. Das sind oft Gleichaltrige, manchmal aber auch ältere, die zufällig Opfer werden.

Die Stadt will vor allem die Mitläufer erreichen, sie zur Not auch zumindest vorübergehend aus der Familie nehmen, sagt Oberbürgermeister Marc Herter. Manchmal sei auch eine "Luftveränderung" nötig, sprich: eine Unterbringug der Jugendlichen außerhalb Hamms.

Polizei Hamm meldet erste Erfolge

Die Polizei in Hamm hat eine Ermittlungskommission gegründet, und auch die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gebündelt. Jetzt ist eine einzige Staatsanwältin zentral für alle Fälle zuständig. Ein 17-jähriger Hauptverdächtiger ist gerade auch in U-Haft genommen worden, er hatte schon einmal im Gefängnis gesessen.

Polizeipräsident Thomas Kubera betont, die Hammer könnten sich weiter in ihrer Stadt sicher fühlen. Und sie sollten weiter raus gehen - denn auch die soziale Kontrolle sei wichtig, um Straftaten zu verhindern.

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