Rat diskutiert Schulentwicklung in Hamm

Oberbürgermeister Marc Herter, SPD, hat eine vierte Gesamtschule für Hamm nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Voraussetzung dafür sei, dass Eltern und Schüler das wollten. Das sei aber derzeit nicht der Fall, sagte Herter gestern im Rat bei der Debatte zum neuen Schulentwicklungsplan.

© Radio Lippewelle Hamm

Pro Hamm und Linke wollen vierte Gesamtschule

Pro Hamm und Linke hatten wiederholt kritisiert, dass die SPD eine vierte Gesamtschule ablehne, obwohl sie die dritte Gesamtschule in Herringen sogar zusammen mit der CDU durchgesetzt hatte. Wörtlich sagte Herter dazu: "Ich sage Ihnen genau das gleiche wie damals: sobald der Elternwille darüber entscheidet, dass wir genug Anmeldungen haben, wird es eine vierte Gesamtschule geben." Zwingende rechtliche Voraussetzung sind allerdings mindestens 100 Anmeldungen, damit die Oberstufe an der Gesamtschule groß genug ist.

Gürle: "Eltern in Hamm wollen längeres gemeinsames Lernen"

Cevdet Gürle von Pro Hamm warf den Gutachtern des Schulentwicklungsplans eine falsche Methodik vor. Die Eltern in den Grundschulen seien nicht nach ihren Wünschen gefragt worden. Die Gesamtschulen in Hamm hätten in den letzten sieben Jahren 300 Schülerinnen und Schüler abgelehnt, das sei eine ganze Hauptschule. "Ohne Deckelung der Gesamtschulen gäbe es keine Hauptschule in Hamm mehr", sagt Gürle. Das Gutachten empfiehlt wegen der großen Nachfrage vier Züge an der Arnold-Freymuth-Gesamtschule. Das fördere aber Schultourismus, sagte Roland Koslowski vom Bündnis Sahra Wagenknecht.

Ratsmehrheit will neue moderne Hauptschule in Hamm

Sprecher von SPD, Grünen und CDU betonten den Hammer Schulkonsens, Arnd Hilwig von der CDU sagte: "Wir wollen hier in Hamm die differenzierte Schullandschaft erhalten. Anders als auf dem Land. Das ist einmalig in NRW. Darauf können wir stolz sein." Das bedeutet die Gründung einer neuen technisch vorbildlich ausgestatteten neuen Hauptschule. Das sogenannte "Bildungszentrum Nord" soll am Flugplatz entstehen.

Weniger Schulabbrecher und mehr Azubis in Hamm

Reinhard Merschhaus von den Grünen sagt: "Der Kern des Schulkonsens ist, dass wir auf Idelogie verzichtet haben. Wir fragen nur: Welche Bedürfnisse haben die Kinder?" Und er verwies darauf, dass zehn Prozent der Jugendlichen gar keinen Schulabschluss haben, die Zahl der Ausbildungen innerhalb seit 2008 um ein Viertel gesunken sei. Das sei nicht nur schlecht für viele junge Menschen, sondern auch für die Gesellschaft, die handwerkliche Fachkräfte brauche. Übrigens sei auch mit einem Hauptschulabschluss der Übergang in eine Sekundarstufe 2 in einem Gymnasium oder einem Kolleg möglich, mit dem entsprechenden Qualifikationsvermerk. Merschhaus sagte: "Unser Ziel ist, dass junge Menschen ihr Leben meistern".

Gutachter empfehlen vor allem Ausbau von Realschulen in Hamm

Über einen Punkt haben die Ratsleute gar nicht gesprochen: der Schulentwicklungsplan empfiehlt vor allem den Ausbau der Realschulen, denn sie werden zurzeit am stärksten von den Viertklässlern nachgefragt. Das gilt beispielsweise für die Konrad-Adenauer-Realschule am Rhynerberg. Sie soll einen Anbau bekommen, weil sie seit Jahren Viertklässler ablehnen muss. In diesem Jahr nicht weniger als 28 Kinder, also eine ganze Klasse.

Rainer Wilkes

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