So kontrolliert der Zoll Reisende aus Hamm am Flughafen Paderborn-Lippstadt

Am Flughafen Paderborn-Lippstadt überwacht der Zoll den Warenverkehr auch bei Urlaubsreisen. Wir haben eine Kontrolle begleitet.

Reisende gehen am Flughafen Paderborn-Lippstadt durch die Zollkontrolle.
© Radio Lippewelle Hamm

Zoll geht gegen Kriminalität und Schmuggel vor

Bargeld, Schmuck, Zigaretten, Lebensmittel: Wer diese Dinge bei Reisen im Koffer oder Handgepäck hat, kommt oft in Berührung mit dem Zoll. Vor allem für Reisen ins Nicht-EU-Ausland, zum Beispiel in die Türkei, in den Kosovo oder in die USA, gelten viele Regeln. Einiges muss angemeldet und versteuert werden, anderes darf gar nicht über die Grenze. Das Ziel der Zollkontrollen: Kriminalität, wie zum Beispiel Geldwäsche und Drogenhandel, bekämpfen. Und: Verhindern, dass Krankheitserreger aus dem Ausland zu uns gelangen.

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Zollbeamte kontrollieren Reisende am Flughafen Paderborn-Lippstadt

Am Flughafen Paderborn-Lippstadt, etwa eine Autostunde von Hamm entfernt, ist der Zoll 24 Stunden am Tag im Einsatz. In drei Schichten arbeiten die Beamten dort. Einer von ihnen ist Marco. Seinen Nachnamen dürfen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Der wichtigste Auftrag für die Zollbeamten: Sie müssen ansprechbar sein für die Reisenden, die Waren beim Zoll anmelden wollen. Außerdem sprechen sie selbst stichprobenartig Menschen vor der Ein- und Ausreise an. Sie fragen dann zum Beispiel nach mitgebrachten Lebensmitteln, nach Bargeld oder Zigaretten. Wenn sie einen Regelverstoß vermuten, dürfen sie das Gepäck öffnen oder sogar eine körperliche Durchsuchung machen.

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Vier bis fünf Verstöße pro Flug

Die Zollbeamten können die Reisenden immer nur stichprobenartig kontrollieren. Würden sie jeden einzeln beiseite nehmen, würde das viel zu lange dauern, sagt Marco. Einmal im Jahr gibt es aber sogenannte Vollkontrollen. Dabei wird mehr Personal eingesetzt. Im Durchschnitt stellen sie dabei etwa sechs Verstöße fest. Bei regulären Stichproben-Kontrollen sind es pro Flug vier bis fünf Verstöße. „Das zeigt uns, dass wir tatsächlich die meisten Leute erwischen, weil wir scheinbar die richtigen rausfischen.“ Dabei ist Menschenkenntnis für die Beamten besonders wichtig. Sie müssen schnell entscheiden, ob jemand die Wahrheit sagt. Das sei nichts, was man einfach so lernen könne, sagt Marco. Mit seiner fast 20-jährigen Erfahrung könne er aber mittlerweile 80 bis 95 Prozent der Menschen richtig einschätzen.

Beleidigungen und Gewalt gegen Zollbeamte nimmt zu

In der Regel dauert eine Zollkontrolle nur wenige Minuten - wenn alles in Ordnung ist. Dafür ist es wichtig, dass die Reisenden mitarbeiten, sagt Marco: „Wenn man sich auf stur stellt und Theater macht, dann müssen wir davon ausgehen, dass man etwas zu verbergen hat.“ Regelmäßig erleben die Zollbeamten bei Kontrollen auch eskalierende Situationen. Dabei müssen die Beamten immer wieder auch mit Beleidigungen, Gewalt und aggressivem Verhalten umgehen. Das habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen, meint Marco.

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Mann versucht Bargeld am Körper zu schmuggeln

Eine wichtige Aufgabe sind für den Zoll die Barmittelkontrollen. Im vergangenen Jahr gab es am Flughafen Paderborn-Lippstadt 51 Verfahren wegen Verstößen in dem Bereich. Einen besonders schweren Fall gab es vor ein paar Jahren, erzählt Marco. Damals wollte ein Mann 80.000 Euro schmuggeln. Die Scheine hat er mit Klebeband an seinem Bauch festgebunden. Auf die Schliche gekommen sind ihm die Zollbeamten, weil sie das Knistern unter seiner Kleidung hörten. In anderen Fällen haben Schmugglerinnen das Bargeld in Damenbinden gewickelt oder sogar mit einem Tampon eingeführt.

Drogen, Zigaretten und exotische Tiere werden geschmuggelt

Nicht nur Bargeld, sondern auch Drogen und Tiere werden immer wieder geschmuggelt. Letztes Jahr hat zum Beispiel ein Reisender aus Spanien versucht, 5 Kilogramm Haschisch nach Deutschland zu bringen. Drei Koffer voller Zigaretten wurden am Flughafen Paderborn-Lippstadt auch schon einmal gefunden. 40.000 Stück waren darin insgesamt. Vor einigen Jahren hat ein Reisender aus Nordafrika versucht, drei kleine Schildkröten in einer Stange Zigaretten zu schmuggeln.

Familie mit 30 Kilogramm Paprika im Gepäck

Solche heftigen Schmuggel-Fälle sind aber natürlich die absolute Ausnahme. In der Regel hat es der Zoll mit harmlosen Menschen zu tun, sagt Marco: "99 Prozent der Leute wollen gar nicht schmuggeln. Das sind meistens Leute, die vielleicht vergessen haben, dass sie eine Stange Zigaretten zu viel haben, oder es vielleicht so ein bisschen versuchen." Eine Familie hatte auf der Rückreise aus dem Kosovo zum Beispiel 30 Kilogramm Paprika im Gepäck. Das hat sie bei Nachfrage durch den Zoll aber direkt gesagt. Von dem Verbot hätten sie nichts gewusst. Die Paprikas musste der Zoll beschlagnahmen. Denn durch frische Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, oder auch Käse und Wurst, könnten Krankheitserreger eingeschleppt werden.

Der Zoll am Flughafen Paderborn-Lippstadt beschlagnahmt 30 Kilogramm Paprika.
Der Zoll am Flughafen Paderborn-Lippstadt beschlagnahmt 30 Kilogramm Paprika.© Flughafen Paderborn-Lippstadt
Der Zoll am Flughafen Paderborn-Lippstadt beschlagnahmt 30 Kilogramm Paprika.
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Bei Verstößen drohen Reisenden aus Hamm Geldstrafen

Wer am Gepäckband seinen Koffer abgeholt hat, steht in der Regel vor zwei Ausgängen: einem roten und einem grünen Gang. Wer im Nicht-EU-Ausland zum Beispiel teuren Schmuck oder eine neue Gleitsichtbrille gekauft hat, muss das im roten Gang bei den Zollbeamten anmelden. Wer Zweifel hat, ob er etwas anmelden muss, sollte sich ebenfalls im roten Gang erkundigen. Denn wer anmeldepflichtige oder verbotene Gegenstände im Gepäck verschweigt, dem droht eine Geldstrafe oder sogar eine Anklage. Nicht nur wer direkt aus dem Nicht-EU-Ausland kommt, muss sich auf Kontrollen einstellen, sondern auch Fluggäste, die etwa aus München nach Paderborn-Lippstadt reisen. Denn der Münchener Flughafen ist ein Drehkreuz für viele internationale Reisen.


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