Sorge vor neuer Erdogan-Partei "Dava" in Hamm

In Hamm hat die "Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch", kurz Dava, versucht, den Hammer Integrationsratsvorsitzenden Erkul als Unterstützer zu gewinnen. Die Alevitische Gemeinde ist besorgt. 

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Dava will bei Europawahl antreten

Die "Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch", kurz Dava, gilt als Ableger der Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, AKP. Sie will erstmals bei der Europawahl im Juni antreten. Mitglieder haben bereits versucht, den Hammer Integrationsratsvorsitzenden Ismail Erkul als Unterstützer zu gewinnen. Als SPD-Mitglied habe er natürlich abgelehnt, sagte er auf Lippewelle-Anfrage. Er beobachte die Neugründung aber weiter.

Aleviten in Hamm sehen sich bedroht

Ein Mitglied der Alevitischen Gemeinde in Hamm, das aus Angst vor Erdoğan anonym bleiben will, äußert sich besorgt über die neue Wählervereinigung. Sie lehne die AKP zwar klar ab, möchte mit der Kritik aber nicht namentlich in Verbindung gebracht werden. Zu groß sei die Angst, nicht mehr in die Türkei einreisen zu dürfen, um Familie und Freunde zu besuchen. Eine Bekannte von ihr sei an der Grenze verhaftet worden, weil sie sich im Internet kritisch gegenüber Erdoğan geäußert habe. Für Aleviten, die in der Türkei immer wieder verfolgt würden, sei die Bedrohung durch die AKP-nahe Dava besonders groß. Die Dava sei vergleichbar mit der AfD.

Zustimmung zur Dava aus Hamm

Viele Menschen mit türkischem Hintergrund sympathisierten mit Erdoğan und seiner Partei, das zeigten die Wahlergebnisse türkischer Wähler in Deutschland immer wieder, so das Mitglied der Alevitischen Gemeinde. Auch bei Wahlkampfauftritten von Erdogan seien in der Vergangenheit Anhänger aus ganz Deutschland angereist. Sie könne sich daher vorstellen, dass auch Menschen aus Hamm sich der neuen Partei anschließen würden. Auch der Integrationsratsvorsitzende Ismail Erkul kann sich vorstellen, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich von der Dava abgeholt fühlen. Seine Sorge ist, dass die Dava sich nicht für politische Themen in Deutschland einsetzt, sondern nur türkische Interessen verfolgt. Noch sei die Vereinigung in der Findungsphase, sagte Erkul im Lippewelle-Gespräch. Bis ein Parteiprogramm veröffentlicht ist, sei es noch zu früh, um ihre Bedeutung einzuschätzen. Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeige aber: Viele neue Parteien verschwinden nach kurzer Zeit wieder.

Auf Bundesebene äußerte sich die CDU besorgt über die Dava. Sie befürchtet eine Zunahme gesellschaftlicher Spannung und sorgt sich vor ausländischer Einflussnahme auf die deutsche Politik.

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