Stadt Hamm baut Kita- und OGS-Angebote weiter aus

Immer mehr Eltern gehen früher arbeiten und sind auf eine längere Betreuung in der Kita oder OGS angewiesen. Die Stadt Hamm plant jetzt weitere neue Plätze und Gruppen in Schulen und Kitas. Um einen Personalmangel müssten sich die Eltern keine Sorgen machen.

Eine Gruppe Kinder sitzt in der Kita im Kreis und lernt Buchstaben.
© Canva / oksanashufrych.

Betreuungsbedarf für Kinder in Hamm wird immer größer

Immer öfter gehen Eltern arbeiten, wenn die Kinder noch klein sind. Der Betreuungsbedarf für Kinder in Hamm ist dementsprechend enorm gestiegen. In der Kita gebe es so gut wie keine Kinder, die weniger als 25 Stunden in der Woche betreut werden, so die Stadt. Im Gegenteil, die 45-Stunden-Betreuung steigt immer mehr an. Auch an Grundschulen werde die Betreuung demnächst bei 80 Prozent (aktuell 70 Prozent) liegen, sagt Bildungsdezernentin Dr. Britta Obszerninks. Deswegen möchte die Stadt Hamm auf dem Weg zur familienfreundlichsten Stadt weitere Kita- und OGS-Plätze schaffen.

Weitere Kita- und OGS-Plätze in Hamm geplant

Dafür sollen in Hamm in den nächsten drei bis vier Jahren 14 neue Kitas bzw. 56 neue Gruppen entstehen. Vor allem im U3-Bereich werde es einen rasanten Ausbau geben, heißt es von der Stadt. Noch in diesem Jahr wird zum Beispiel eine neue Kita im Berufsförderungswerk einziehen. Auch die Kita Sara an der Kamener Straße hat vor Kurzem eröffnet. Außerdem wurden neun Schulen, beispielsweise die Selmigerheideschule, saniert oder mit einer Mensa erweitert.

Die Stadt Hamm weist im Vergleich zu umliegenden Städten und Gemeinden eine "überdurchschnittlich hohe Quote an Betreuungsangeboten auf", heißt es in einem aktuellen Fortschrittsbericht der Stadt. So wurden in den letzten Jahren viele zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen. In den Schulen habe man in nur zwei Jahren über 1000 Plätze im offenen Ganztag dazugewonnen. Man setze alles daran, schon lange vor dem Rechtsanspruch dafür zu sorgen, dass die Kinder einen Betreuungsplatz bekommen, heißt es von Oberbürgermeister Marc Herter.

"Das habe ich schon vorher nur bedingt verstanden - wie es denn sein kann, dass wir als Gesellschaft denken, dass das Kind im letzten Kitajahr eine Vollbetreuung braucht, aber sechs Wochen später im ersten Schuljahr die Betreuung dann auf einmal nicht mehr notwendig sein soll. - Oberbürgermeister Marc Herter

Zurzeit sind die Plätze in der Übermittag (ÜMI)- oder OGS-Betreuung aber immer noch begrenzt. Ab 2026 sollen alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsbetreuungsplatz haben. Das hat die Bundesregierung 2021 in einem entsprechenden Gesetz rechtlich festgelegt.

Sorge um Personalmangel in Kitas in Hamm

Im Zuge des geplanten Kita-Ausbaus in Hamm hatte der Elternbeirat vor Kurzem in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister seine Sorgen über fehlendes Personal geäußert. Bei einem gemeinsamen Gespräch hat Marc Herter daraufhin versichert, dass es genug Erzieher in den neuen Kitas geben wird, sodass die Kinder nicht noch öfter in eine Notbetreuung müssten.

Außerdem soll die Qualität der Betreuung gewährleistet werden, sprich die Kinder sollen beispielsweise in der Schule nicht nur die Zeit absitzen, sondern zum Beispiel die Möglichkeit erhalten, zusammen mit der Betreuungskraft die Hausaufgaben zu machen. Die Stadt arbeitet zusammen mit Trägern und weiteren Akteuren an einer Fachkräftegewinnung. Man wolle möglichst früh junge Menschen ermutigen, in den Beruf als Erzieher einzusteigen. Quereinsteiger wie Alltagshelfer oder Integrationskräfte sollen zum Beispiel leichter und schneller als Erzieher oder Kinderpfleger einsteigen können. Auch die Ausbildungsdauer soll verkürzt werden.

"Wir möchten nicht vorgeben, wie Eltern arbeiten können, sondern von uns aus zu sagen: Wenn ihr arbeiten gehen könnt oder müsst, dann ist die familienfreundlichste Stadt dafür da, euch dies zu ermöglichen. Und zwar so, wie es bei euch im Setting in der Familie wirklich ist und nicht, wie wir uns das im Idealfall am grünen Tisch ausmalen." - Oberbürgermeister Marc Herter

Bedarfe sind je nach Sozialraum in Hamm unterschiedlich

Ziel sei es, Eltern wohnortnah eine gute und gesicherte Betreuung für ihre Eltern zur Verfügung zu stellen. Für Kinder über drei Jahren (Ü3) liegt die Versorgungsquote im laufenden Kitajahr bei 101 Prozent, bei den U3-Plätzen sind es 45 Prozent, bis 2027 will die Stadt Hamm auf 53 Prozent kommen. Es sei aber auch Bezirks-abhängig. Zum Beispiel liegt die Versorgungsquote in Rhynern bei 56 Prozent in der U3-Betreuung, im Hammer Norden werden aber nur 38 Prozent erreicht.

5000 Kinder in Hamm sind derzeit in OGS- oder Übermittagsbetreuung. Auch hier hängt es vom Sozialraum ab, wie hoch die Betreuungsquote ist. In Pelkum zum Beispiel würden 34 Prozent der Schüler im offenen Ganztag betreut, in Hamm Norden sind es mehr als doppelt so viele. Ähnlich unterschiedlich ist es auch bei der Übermittagsbetreuung (ÜMI), bei der die Kinder bis zur sechsten Schulstunde in der Kita bleiben. Schon länger ist bekannt, dass offene Ganztagsschulen am Limit arbeiten.

Stadt Hamm finanziert freiwillig mehr als verpflichtet

Ein begrenzender Faktor beim OGS-Ausbau in Hamm sei jedoch die Refinanzierung des Landes. Die Stadt finanziert den Ausbau durch Fördermittel (8 Millionen Euro), übernimmt aber auch einen großen Teil der Kosten. Das sei eine sehr große Kraftanstrengung am Ende dafür zu sorgen, dass jedes Kind, das einen Betreuungsplatz haben möchte, diesen Platz auch zur Verfügung gestellt bekommt, so Herter. Landesmittel darüber hinaus stünden nicht zur Verfügung. Die Träger fordern schon seit Längerem mehr Geld vom Land. Auch Hamms Bildungsdezernentin Britta Obszerninks stimmt zu, dass das Land andere Rahmenbedingungen setzen muss, was die Finanzierung angeht. Die Arbeitsgemeinschaft Hammer Wohlfahrtsverbände hat noch im Oktober gegen die vom Land NRW geplante Anhebung der OGS-Pauschalen um drei Prozent protestiert. Das sei zu wenig.

Auch lesenswert: Die Lippewelle hat die verschiedenen Kita-Konzepte in Hamm in einer Serie vorgestellt.