Suchterkrankte in Hamm sollen gezielter behandelt werden

Ein neues Behandlungskonzept der integrativen Psychiatrie Hamm soll suchterkrankte Menschen in Hamm gezielter unterstützen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann kommt mit den Ärzten des Modellversuchs im St. Marien-Hospital in Hamm ins Gespräch.

Viele psychiatrische Behandlungen in Hamm

Rund 3.500 Menschen im Jahr werden in Hamm psychiatrisch behandelt. Damit liegt die Zahl der Behandlungen in Hamm über dem Schnitt in Nordrhein-Westfalen. Die integrative Psychiatrie Hamm (IPH) des Marienhospitals stellt dafür 96 Betten und 46 tagesklinische Betten zur Verfügung. Das sei aber nicht genug, erklärt Chefarzt Prof. Dr. med. Marcel Sieberer auf einer Pressekonferenz. "Wir merken einen erhöhten Bedarf an Suchtkrankenplätzen". Konkret spreche man hier von einem Zuwachs von zehn Prozent in den letzten Jahren.

© St. Marien-Hospital Hamm / Grafik: Radio Lippewelle Hamm
© St. Marien-Hospital Hamm / Grafik: Radio Lippewelle Hamm

Neues Konzept: Integrative Psychiatrie Hamm (IPH)

14 neue tagesklinische Behandlungsplätze sollen dem erhöhten Bedarf an Behandlungsplätzen gerecht werden. Damit verfolgt das Marienhospital mit dem Projekt integrative Psychiatrie Hamm (IPH) ein neues Konzept. Man wolle weg von stationärer Behandlung und mehr zur tagesklinischen Behandlung. "Wir handhaben vor allem ein bedarfs- und bedürfnisorientiertes Herangehen an die Patienten und wollen so ganz individuell versorgen", sagt Lina Nolden. Die Psychologin koordiniert das Projekt.

Sieberer: "Fließende Behandlungsoptionen" in Hamm

Mit dem Projekt "Integrative Psychiatrie Hamm" sollen einige standardisierte Abläufe mehr auf die Patienten abgestimmt werden. Hausbesuche, die bisher noch verpflichtend sind, sollen nur noch nach Bedarf stattfinden. Dazu sollen Patienten von Behandlungsbeginn an immer vom selben Team behandelt werden. Das sei nur mit dem aktuellen Projekt möglich, betont Chefarzt Prof. Dr. med. Marcel Sieberer bei der Vorstellung des Projekts.

Die größte Änderung stellt aber wohl der Verzicht auf Betten dar: Patienten sollen, wenn es ihr Krankheitsverlauf zulässt, nur noch tagsüber behandelt werden und nachts in ihrem gewohnten Umfeld verbringen. Man habe beobachtet, dass Suchtpatienten eher rückfällig werden, wenn sie erst nach Wochen stationären Aufenthalts wieder in ihren Alltag zurückfinden. Oberbürgermeister Marc Herter unterstützt dieses Konzept: "Wir brauchen in Hamm Suchttageskliniken. Man muss da üben, wo Drogen vorkommen", sagt er auf einer Pressekonferenz. Krankenkassen Hamm in Hamm sollen auch bei dem neuen Konzept die psychiatrische Behandlung finanzieren, heißt es weiter.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann besucht Krankenhaus in Hamm

"Die Planung in Hamm verträgt sich gut mit den Planungen in Berlin", hält NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei einem Besuch im St. Marien-Hospital Hamm fest. Dabei geht er aber auch auf die Versorgungsengpässe in unserer Stadt ein. Man müsse daran arbeiten, Kapazitäten auszubauen, sagt er weiter. Solche Modelle wie in Hamm könnten dabei aber nachhelfen: "Ein Modell ist dafür da, dass man Erfahrungen sammelt. Und wenn ein Modell gut ist, dann muss man schauen, dass man das Modell in die Regelversorgung bringt."

Konzept aus Hamm soll anderen Fachärzten vorgestellt werden

Bei gemeinsamen Gesprächen mit den Verantwortlichen des Projekts bietet Laumann an, ein gemeinsames Werkstattgespräch mit anderen Kliniken anzustreben. Er wolle schauen, wie andere Fachleute aus der Psychiatrie das Projekt beurteilen, sagt er im Lippewelle-Gespräch.

Dennoch sieht Laumann auch Bedenken daran, das Konzept aus Hamm auch in anderen Kliniken flächendeckend einzusetzen: "Niemand hat das Geld, die Krankenhäuser auf neue Konzepte um- und neuzubauen." Klar ist aber: Die nachhaltige Behandlung sei abschließend das Ziel des Projekts. "Sucht wird immer ein Problem sein".

Weitere Meldungen