Überfall auf Gastronomiebetreiber in Hamm

Gastronomieverein Hamm kritisiert, dass zu wenig gegen Drogenkriminalität in Hamm getan wird.

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Gefährliche Körperverletzung gegen Gastronom aus Hamm

Nach zwei Angriffen gegen einen Gastronomiebetreiber in der Innenstadt von Hamm hat sich der Gastronomieverein an Radio Lippewelle gewandt. Nach Ansicht von Sprecher Frederik Müller wurde nach den Vorfällen auch von der Polizei zu wenig getan. Der erste Vorfall ereignete sich schon am Montag, dem 2. Oktober. Der Gastronom war nach eigenen Angaben abends gegen 21.30 Uhr durch den Schrei einer Mitarbeiterin in die Lagerräumlichkeiten geeilt. Dort befand sich ein fremder Mann, den er heraus eskortierte. Draußen griff der Mann aus der Hammer Drogenszene ihn dann plötzlich unter anderem mit einer gläsernen Soßenflasche an, wodurch sich der Gastronom eine stark blutende Kopfwunde zuzog, die im Krankenhaus mit mehreren Stichen genäht werden musste. Vereinssprecher Frederik Müller kritisiert, dass der mutmaßliche Täter an dem Abend nicht durch die Polizei, sondern durch Mitarbeiter des Gastronomiebetriebes aufgespürt und gestellt wurde. Eine dazu geholte Streife habe den Mann dann auch nicht festgenommen oder erkennungsdienstlich behandelt.

Polizei Hamm erklärt Vorgehen zum ersten Fall

Die Polizei in Hamm bestätigt, dass es den Vorfall gegeben hat. Die Polizisten haben vor Ort die Anzeige des Gastronomen wegen gefährlicher Körperverletzung und Hausfriedensbruch aufgenommen, sagt Polizeisprecher Hendrik Heine auf Lippewelle-Anfrage. Im Anschluss hätten zivile Polizisten vor Ort im Innenstadtbereich nach dem flüchtigen Tatverdächtigen gefahndet.

"Die Identität der festgehaltenen Person konnte durch die eingesetzten Beamten zweifelsfrei festgestellt werden. Die Notwendigkeit, die Staatsanwaltschaft einzuschalten, bestand zu diesem Zeitpunkt nicht. Die Voraussetzungen für eine vorläufige Festnahme lagen nicht vor." - Hendrik Heine, Polizeisprecher Hamm

Der Mann ist bereits vorher polizeibekannt gewesen.

Zweiter Fall: Versuchte gefährliche Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Bedrohung gegen den Gastronomen aus Hamm

Am Freitag, dem 6. Oktober, erschien der gleiche Mann schon um ca. 14.30 Uhr in dem Gastronomiebetrieb. Er soll den Gastronomen und seine Familie massiv mit dem Tode bedroht haben, weil der ihn bei der Polizei angezeigt hatte. Außerdem drohte er den Anwesenden mit einem metallenen Müllpicker. Der Wirt, Mitarbeiter und Gäste konnten ihn zunächst vertreiben. Dann kam der Mann aber mit zwei weiteren Personen aus der Drogenszene zurück, sie versuchten den Gastronomen zu schlagen und es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Mitarbeiter und Gäste schafften es laut Angaben des Wirtes, den Täter in die Flucht zu schlagen. Auch hier kritisiert Frederik Müller, dass danach es keine Fahndung gab. Später hätten er und der Gastronomiebetreiber den Mann am Nordring entdeckt, bis zum Edeka in der Innenstadt verfolgt und dann die Polizei benachrichtigt. Er sei aber am nächsten Tag schon wieder frei gewesen, was für die Betroffenen unverständlich sei.

Polizei Hamm gibt Statement zum zweiten Fall

Polizeisprecher Hendrik Heine widerspricht dem in Teilen: Vor Ort hätten Polizisten den Vorfall aufgenommen, Zeugen befragt und die Anzeige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung aufgenommen. Zeitgleich hätten mehrere Wagen der Polizei nach dem Täter gesucht, das sei ein übliches Vorgehen der Polizei in solchen Fällen. Nach dem Zeugenhinweis sei der Mann auch vorläufig festgenommen worden. Am nächsten Tag habe die Staatsanwaltschaft die Entlassung des Festgenommenen angeordnet. Vor der Entlassung wurde zudem eine sogenannte Gefährderansprache bei dem Tatverdächtigen durchgeführt.

"Ziel einer Gefährderansprache ist das Bewusst machen polizei- und strafrechtlicher Konsequenzen bei erneuten Tathandlungen des polizeilichen Gegenübers." - Hendrik Heine, Polizeisprecher Hamm

Die Ermittlungen der Hammer Kriminalpolizei liefen weiter, sagt Heine. Grundsätzlich stellen die Delikte Körperverletzung und Bedrohung keine absoluten Haftgründe dar, sagt die Polizei. Das müsse sie in jedem Fall individuell bewerten.

Der Gastroverein hat deswegen auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Polizei in Hamm eingereicht, wirft ihr aber vor, diese nicht weiter verfolgt zu haben. Die Polizei dementiert das. Man nehme Beschwerden ernst, sagt Heine. Die Polizei hat das schriftliche Verfahren für die Dienstaufsichtsbeschwerde im Rahmen des Beschwerdemanagements am 3. Oktober eingeleitet.

Gastronomieverein wünscht sich mehr Hilfe bei Drogenproblematik in Hamm

Die Gastronomiebetriebe sehen inzwischen mehr und andere Drogensüchtige in Hamm, sagt Sprecher Frederik Müller. 

Er wünscht sich für Hamm eine null Toleranz Politik. Bestehende Gesetze sollten in Hamm durchgesetzt werden, d.h. kein öffentlicher Drogenkonsum und natürlich auch kein Verkauf, so Müller. Die Polizei Hamm verweist darauf, dass sie bei bekanntgewordenen Straftaten selbstverständlich tätig wird. Man gehe Hinweisen auf Drogenkriminalität konsequent nach und führe regelmäßig zielgerichtete Schwerpunkteinsätze zur Bekämpfung der Drogenkriminalität durch. Das macht die Polizei auch zusammen mit dem städtischen Ordnungsdienst und auch in einsatzfreien Zeiten mit zivilen Polizisten.

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