Unternehmen in Hamm und der Region kämpfen um Fachkräfte

Die Stimmung in der westfälischen Wirtschaft bleibt trüb. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage der IHK unter 360 Unternehmen in Hamm und der Region.

IHK Jahresbilanz Heinz-Herbert Dustmann, Stefan Schreiber
© Schütze

Jedes vierte Unternehmen sieht schwarz

"Es gibt nichts zu beschönigen. Die schlechte Stimmung verfestigt sich." Das sagte IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann gegenüber den Medien. 17 Prozent der Unternehmen nennt die eigene Lage "schlecht", das waren nur auf dem Höhepunkt der Coronakrise mehr. 25 Prozent stufen auch ihre Aussichten als negativ ein.

IHK will weniger Bürokratie und bessere Infrastruktur

Mehr als die Hälfte der Unternehmen hält die Politik für nicht unternehmerfreundlich.

"Nach Corona und Energiekrise sind es jetzt weitgehend selbst verschuldete Probleme." - IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann

Die größten seien neben den Energiekosten die marode Infrastruktur, der schlechte Zustand der Innenstädte und vor allem die Bürokratie. Er nennt als Beispiel das Lieferkettengesetz. Demnach müssen Unternehmen nachweisen, dass ihre Zulieferer sich an soziale und ökologische Standards halten. "Ich kenne kein Unternehmen, das Kinderarbeit unterstützt", sagte Dustmann. Der Nachweis über die Lieferanten sei aber im einzelnen schwer zu führen. "Bei unkalkulierbaren Risiken werden sich aber Unternehmen aus Afrika und Asien zurückziehen", so Dustmann.

Unternehmen auch in Hamm suchen qualifizierte Mitarbeiter

Eine weitere große Sorge: Die fehlenden Fachkräfte. In der Region fehlten 30.000 Arbeitskräfte. Fast jedes zweite Unternehmen sieht sich dasvon betroffen. Ein Drittel geht davon aus, dass der Bedarf in den nächsten Monaten steigen werde. "Wir haben zum Glück noch Zuwanderung", so IHK- Geschäftsführer Stefan Schreiber. Im Mai werde es eine Veranstaltung zusammen mit der Handwerkskammer und der Agentur für Arbeit für ukrainische Geflüchtete geben, damit sie schneller in den Arbeitsmarkt kommen. Die Freibäder in Hamm starten ohne Personalmangel in die neue Saison.

Ausbildung erreicht wieder Vor-Corona-Niveau

Bei der Ausbildung fassen die Unternehmen wieder Tritt. In den ersten drei Monaten 2024 sind 1062 Verträge abgeschlossen worden. Das ist ein Plus von über 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit sei fast das Niveau von 2019 erreicht. 2023 wurden 4500 Ausbildungsverträge in Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna eingetragen. Das waren rund 500 weniger als vor Corona. Viele Stellen seien 2023 unbesetzt geblieben. Jetzt steigt auch die Nachfrage der jungen Menschen wieder. Auch die Agentur für Arbeit freut sich über ein gestiegenes Interesse an Ausbildungen und zieht eine positive Zwischenbilanz für das Ausbildungsmarktjahr 2023/24.

Weitere Meldungen