Bahnstreik verschont Pendler aus Hamm

In Hamm fahren viele Regionalbahnen, weil kaum Stellwerke bestreikt werden. Wie es im Tarifkonflikt weitergeht, ist unklar.

Abfahrtstafel Hauptbahnhof Hamm
© Radio Lippewelle Hamm

Viele Regionalbahnen in Hamm fahren

In Hamm sorgt der Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn kaum für Chaos. Die Regionalbahnen von Eurobahn und National Express fahren, da kaum Stellwerke bestreikt werden. Auch einige Regionalexpresse der DB fahren. Betroffen ist vor allem der Fernverkehr. Fast alle ICEs und ICs fallen ersatzlos aus. Bahnfahrer und Bahnfahrerinnen berichten, dass der Bahnhof in Hamm aufgrund des angekündigten Streiks sehr leer sei, ebenso wie die Züge, die fahren.

"Es war definitiv leerer, auch der Park & Rail Parkplatz war leerer, es gab freie Platzwahl." - Bahnreisende am Hammer Hauptbahnhof

Die GDL hat Lokführer, Zugbegleiter, Werkstattbeschäftigte und Fahrdienstleiter zum Warnstreik von Mittwochabend (15.11.) um 22 Uhr bis Donnerstagabend (16.11.) um 18 Uhr aufgerufen. Die Bahn war zuerst davon ausgegangen, dass der Warnstreik auch im Regionalverkehr deutlich zu spüren sein wird. Die aktuelle Abfahrtstafel am Hammer Hauptbahnhof könnt ihr auch online in Echtzeit checken.

Bahn sagt Verhandlungsrunde wegen Warnstreik ab

Der Warnstreik wird die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag bei der Deutschen Bahn in die Länge ziehen. Die Deutsche Bahn sagte die für Donnerstag (16.11.) und Freitag (17.11.) geplante zweite Verhandlungsrunde aufgrund des Streikbeschlusses der Gewerkschaft ab. «Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht», sagte Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch in Berlin. Bei den Gesprächen in der vergangenen Woche hatten sich beide Seiten noch auf einen engen Verhandlungsrhythmus mit acht Terminen innerhalb von nur fünf Wochen verständigt. «Wer die Verabredung in dieser Gestalt bricht und kurzfristig Streiks ausruft, der kann nicht erwarten, dass wir einfach weiter am Verhandlungstisch sitzen», ergänzte Seiler.

GDL fordert weniger Arbeitszeit

Die GDL fordert unter anderem 555 Euro mehr im Monat bei zwölf Monaten Vertragslaufzeit sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Als Knackpunkt gilt die Forderung nach einer Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Wochenstunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohn. Während GDL-Chef Claus Weselsky in den vergangenen Wochen immer wieder die große Bedeutung dieser Forderung betonte, sieht DB-Vorstand Seiler an dieser Stelle keinen Verhandlungsspielraum. Die Forderung sei auch aufgrund des Fachkräftemangels nicht realisierbar. Die Personalsituation bei der Bahn ist in einigen Bereichen bereits jetzt angespannt.

Tarifkonflikt könnte weitere Streiks in Hamm bedeuten

Wie die beiden Parteien an dieser Stelle zueinander finden sollen, ist derzeit völlig unklar. Die nächsten vereinbarten Gesprächstermine sind der 23. und 24. November. Ob diese stattfinden, ließen beide Seiten am Mittwoch (15.11.) ebenfalls offen. Sicher ist aber, dass der Aufruf zum Warnstreik dem Vertrauensverhältnis in dem noch jungen Tarifkonflikt geschadet hat. Viele hatten bereits mit einem Streikaufruf zu Verhandlungsbeginn gerechnet. Dieser blieb aus, stattdessen verhandelten Weselsky und sein Team gut fünf Stunden lang mit den Bahn-Vertretern. Anschließend präsentierte der GDL-Chef vor allem die vielen Verhandlungstermine noch vor Weihnachten als Erfolg - von denen nun mindestens zwei nicht stattfinden werden. Für die Folgetermine dürfte vieles davon abhängen, wie sich die GDL nach dem angekündigten Warnstreik verhalten wird - und ob möglicherweise gleich ein weiterer Arbeitskampf folgt.

mit dpa

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