E-Rezepte starten in Hamm mit Schwierigkeiten

Seit Anfang des Jahres 2024 müssen Ärzte für verschreibungspflichtige Medikamente ein E-Rezept ausstellen. In den Apotheken in Hamm sorgt die Umstellung aktuell für mehr Arbeit.

Zur Authentifizierung müssen Patienten ihre Karte der Krankenkasse vorzeigen.
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Umstellung auf E-Rezepte hakt noch in Hamm

E-Rezepte sollen Abläufe für Patienten, Ärzte und Apotheker erleichtern. Die Umsetzung sorgt aktuell jedoch in vielen Fällen noch für Unsicherheit und Probleme. Laut Werner Cobet, Sprecher der Hammer Apotheker, hakt die Umstellung auf das E-Rezept an mehreren Stellen. Bisher seien erst etwa die Hälfte aller Rezepte, mit denen Patienten in seine Apotheke kommen, E-Rezepte. Viele Medizinprodukte und Medikamente können noch gar nicht per E-Rezept verschrieben werden, zum Beispiel Betäubungsmittel oder Hilfsmittel wie Spritzen und Teststreifen, sagt Cobet. Das soll erst schrittweise möglich werden. Außerdem sei das digitale System anfälliger für Fehler. Anders als auf dem klassischen rosafarbenen Papier-Rezept können die Patienten nach dem Verlassen der Arztpraxis selbst nicht mehr direkt sehen und überprüfen, was ihnen verschrieben wurde.

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E-Rezepte bedeuten für Apotheken in Hamm mehr Arbeit

Ein weiteres Problem: In der Apotheke könne das E-Rezept nicht einfach korrigiert werden, wenn sich darauf ein Fehler befindet, oder wenn das verschriebene Medikament nicht lieferbar ist. Die Apotheker müssen in diesen Fällen Rücksprache mit dem jeweiligen Arzt halten. Die Ärzte seien in der Regel jedoch kaum schnell telefonisch zu erreichen, so Cobet. Das E-Rezept verpflichtend ausgerechnet zum Jahreswechsel einzuführen, findet Cobet ungünstig. Schließlich hätten die Ärzte in dieser Zeit ohnehin schon mit vollen Wartezimmern und einer Erkältungswelle zu tun. Die Abläufe in den Praxen ließen sich nicht nebenbei ändern. Wegen falscher oder fehlender Angaben auf den Rezepten komme es auch zu Problemen bei der Abrechnung mit den Krankenkassen. Das bedeute für die Apotheken aktuell mehr Arbeit.

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E-Rezepte in Hamm lassen sich auch per Ausdruck nutzen

Das E-Rezept kann auf drei verschiedene Arten genutzt werden: Entweder per App, mit der elektronischen Gesundheitskarte, oder als Papierausdruck mit QR-Code. Ein E-Rezept auszudrucken erscheint zunächst widersprüchlich, aber diese Möglichkeit sei vor allem für Patienten wichtig, die nicht selbst mit ihrem Handy oder ihrer Karte zur Apotheke gehen können, sagt Cobet. Das betreffe beispielsweise Bewohner von (Senioren-)Heimen. Die Apotheken lesen das E-Rezept mit einem Lesegerät aus. Sie können dadurch die Patientendaten, wie Name, Adresse und Geburtsdatum, den behandelnden Arzt und das verschriebene Medikament sehen. Auf die Art der Erkrankung oder gar die Krankengeschichte des Patienten erhalten die Apotheken dadurch aber keinen Zugriff, versichert der Hammer Apothekensprecher Martin Schwarzer. Um mangelnden Datenschutz müsse sich daher niemand Gedanken machen.

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Berechtigt sind laut Schwarzer jedoch Sorgen über die Verlässlichkeit des Systems. Ohne Strom und Internet seien die Apotheken nicht in der Lage, per E-Rezept verschriebene Medikamente herauszugeben. Ein Strom- oder Internetausfall sowie eine Serverstörung hätten demnach fatale Auswirkungen für die Gesundheitsversorgung.

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