Glasfaserausbau in Hamm: Fragen und Antworten

Ob Infozettel im Briefkasten oder Vertreter vor der Haustür - in Hamm sind viele schon mit dem Glasfaserausbau konfrontiert worden. Bei vielen sind dennoch Fragezeichen geblieben. Wir haben mit Anne Schulze-Wintzler von der Verbraucherzentrale darüber gesprochen.

© Tim Reckmann/FotoDB.de

Nur noch jeweils ein Glasfaseranbieter in den verschiedenen Stadtteilen in Hamm

Offenbar ist jetzt klar, wer in Hamm wo Glasfaserkabel verlegen wird. Auf der Homepage der E.on Tochter Westconnect werden nur noch die Stadtteile Uentrop, Werries und Mark, Heessen und Bockum- Hövel genannt.

Wobei laut Unternehmen in Uentrop, Werries und Mark die Bauphase schon eingeleitet ist. Das heißt nur solange die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben, besteht die Chance auf einen kostenlosen Glasfaseranschluss. In Heessen und Bockum-Hövel ist noch etwas mehr Zeit für eine Entscheidung.

Deutsche Giganetz und Helinet in den anderen Stadtgebieten in Hamm

In allen anderen Stadteilen wird die deutsche Giganetz Glasfaserkabel verlegen, das ist auf der Homepage des Unternehmens erkennbar.

Diese Anschlüsse können auch über die Helinet in Hamm angefragt werden, die später auch Internet und Telefon über das Glasfasernetz der Deutschen Giganetz anbieten wird.

Mit dem Ausbau will die Deutsche Giganetz im kommenden Jahr im Frühling beginnen, wenn mindestens 35 Prozent der Haushalte in einem Gebiet mitmachen wollen. Laut Helinet-Geschäftsführer Thomas Vollert ist das Ziel noch nicht ganz erreicht, es sehe aber gut aus.

Fragen und Antworten zum Glasfaserausbau in Hamm

© Radio Lippewelle Hamm

Warum der Zeitdruck?

Die Anbieter sind aktuell in der Erschließungsphase. Sie wollen also sehen, wie viele Haushalte Interesse an einem Glasfaseranschluss von ihnen haben. Dafür haben sie sich eine bestimmte Quote bestimmt, die sie mindestens erfüllen müssen, damit sich der Aufwand lohnt. Erst, wenn sie diese Quote (also beispielsweise 30 Prozent der Haushalte) bis zur Deadline erreicht haben, steht fest, ob sie überhaupt Glasfaser in Hamm verlegen. Deshalb mache es nach Angaben von Anne Schulze-Wintzler von der Verbraucherzetrale durchaus Sinn, bei beiden Anbietern einen Vertrag abzuschließen. Denn den späteren Wechsel (zum Beispiel, wenn man einen Vertrag mit dem einen geschlossen hat, dieser aber doch nicht ausbaut), lassen sich die Anbieter mehrere hundert Euro kosten. "Wenn der Vertrag an der Haustür, über das Telefon oder im Internet geschlossen wurde, haben die Kunden ein Widerrufsrecht. Wenn also das Bestätigungsschreiben über den Vertragsablschluss eintrifft, habt ihr noch 14 Tage Zeit, den Vertrag zu widerrufen", erklärt die Expertin.

Muss ich auf jeden Fall Glasfaser verlegen lassen, wenn in meiner Straße gebuddelt wird?

Nein. Die Anschlüsse laufen separat von Haus zu Haus. Wer aber über einen Glasfaseranschluss nachdenkt, sollte es jetzt machen, um Geld zu sparen, so Schulze-Wintzler.

Was sind die Vorteile von Glasfaser?

"Ganz klar die Geschwindigkeit", sagt Anne Schulze-Wintzler von der Verbraucherzentrale. Noch seien die bestehenden Internetleitungen für viele absolut ausreichend, allerdings waren das die Modems damals auch noch. "Die Webseiten werden sich weiterentwickeln, Streaminganbieter könnten größere Datenmengen benötigen. Irgendwann werden da die jetzigen Anschlüsse nicht mehr reichen", ist sich die Expertin sicher.

Was kostet mich der Anschluss?

Das ist ganz unterschiedlich. Aktuell bietet die Deutsche GigaNetz GmbH Tarife ab 24,90 pro Monat im ersten Jahr an. Bei Bestellungen bis zum 18. Dezember 2023 sollen sogar die Kosten für den Bau des Anschlusses wegfallen. Die Anschküsse im Netz der GigaNetz können in Hamm auch für einen ähnlichen Tarif bei der Stadtwerketochter HeLi NET gebucht werden. Beim Konkurrenten Westconnect (eon) ist die erste Anmeldefrist für Werries, Haaren und Mark am 31. August abgelaufen. Andere Bezirke sollen nach und nach folgen. Auch hier wird mit kostenlosem Anschluss geworben, wenn man einen Vertrag abschließt. Die eon-Tochter bietet Tarife ab 19,99 Euro/ Monat im ersten Jahr. Anschließend steigen die Kosten bei beiden Anbietern auf 40 bis 90 Euro pro Monat, je nach Tarif.

Braucht man als Kabelnutzer überhaupt Glasfaser?

Der Kabelanschluss und der Glasfaseranschluss hängen nicht zusammen. Wer einen Kabelanschluss hat, hat oft schnelleres Internet, mit der Geschwindigkeit des Glasfaseranschlusses könne dieses nach Ansicht der Expertin aber nicht mithalten.

Wieviel Mbit braucht man denn wirklich zu Hause?

Klare Zahlen kann Anne Schulze-Wintzler von der Verbraucherzentrale nicht geben. Das sei absolut unterschiedlich, je nach persönlichem Verbrauch und Nutzgewohnheiten.

Welcher Anbieter buddelt denn am Ende die Strassen auf?

Wer beispielsweise bei Giganetz bucht, bekommt hinterher auch Giganetz. Ebenso bei Westconnect. Natürlich werden die Anbieter für die Bauarbeiten aber geeignete Firmen engagieren.

Müssen bestehende Verträge gekündigt werden?

Wer sich jetzt für Glasfaser entscheidet, sollte seine bestehenden Verträge im Auge behalten. Vor allem deren Mindestlaufzeit. "Nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit beträgt die Kündigungsfrist einen Monat. Man sollte also jetzt am besten keine neuen Verträge mehr abschließen, sonst zahlt man nachher doppelt", so die Expertin.

Wo wird der Anschluss eigentlich hingelegt?

Ein echter Glasfaseranschluss ist ein "Fiber to the Home"-Anschluss. Er wird bis in die Wohnung verlegt. Es gibt aber auch Modelle, bei denen das Kabel nur bis zu einem Kasten oder in den Keller eines Mehrfamilienhauses gelegt wird. Von da aus sind dann die Eigentümer verantwortlich. "Das sollten die Verbraucher beim Vertragsabschluss dringend klären. Denn darunter leidet hinterher auch die Qualität des Anschlusses", so Schulze-Wintzler.

Welche Voraussetzungen gibt es?

Es gibt keine Voraussetzungen, da ja ein neues Kabel gelegt wird. Prinzipiell kann der Anschluss in jedes Haus gelegt werden.

Kümmert sich mein Vermieter oder habe ich Mitsprachrecht?

Als Mieter kann ich meinem Vermieter darauf ansprechen, am Ende entscheidet aber der Vermieter, als Eigentümer des Hauses oder der Wohnung.

Wird es auch eine Zusammenarbeit von Westconnect und Helinet in Hamm geben?

Darüber gab es noch keine Gespräche. Der Helinet-Geschäftsführer Thomas Vollert würde es aber begrüßen, wenn das heimische Unternehmen

im ganzen Stadtgebiet tätig werden könnte.

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