Jugendgästehaus im Kurpark Hamm wird Flüchtlingsunterkunft

Zahl der unbegleiteten Jugendlichen in Hamm steigt

Auch in unserer Stadt kommen seit dem Sommer immer mehr unbegleitete Minderjährige an, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind und hier ein neues Zuhause suchen. Im Juni waren es noch 60 Jugendliche unter 18 Jahren, die hier betreut wurden, inzwischen sind es gut 100. Um allen eine angemessene Betreuung bieten zu können, war die Stadt zuletzt auf der Suche nach passenden Immobilien in Hamm. Fündig geworden sind sie im seit vielen Jahren leerstehenden, ehemaligen Jugendgästehaus Sylverberg - direkt im Kurpark. Hier sollen ab Mittwoch, dem 20. Dezember 2023, bis zu elf Geflüchtete eine Übergangsbleibe finden. Das Projekt ist erstmal auf ein Jahr angelegt, bis Dezember 2024.

Jugendhilfe-Träger in Hamm arbeiten erstmals so eng zusammen

Um die Betreuung der Jugendlichen sicherzustellen, hat sich die Stadt frühzeitig um einen passenden Träger bemüht. Der ließ sich allerdings aufgrund von personellen Engpässen nicht finden, heißt es. Daher arbeiten jetzt Outlaw, Neuanfang, Arbeiter-Samariter-Bund und die Sprachschule "Translate" zusammen. Sie wollen ein Team aus etwa zwölf Personen auf die Beine stellen, das sich um die Minderjährigen kümmert.

"Die Jugendlichen sind teilweise seit einem Jahr auf der Flucht. Die sind natürlich traumatisiert. Unser Ziel ist es, dass sie sich hier Zuhause fühlen." - Karsten Weymann, Geschäftsführer Neuanfang gGmbH

Wasserschäden und Malerarbeiten - Haus Sylverberg wird auf Stand gebracht

Seit etwa zwei Wochen laufen jetzt die Bauarbeiten in dem leerstehenden Gebäude. So mussten die Mitarbeiter in Eigenarbeit mehrere Wasserrohrbrüche beseitigen, alte Möbel herausreißen und die Räume mit Betten, Sofas, Fernsehern und WLAN ausstatten. Letzteres sei besonders wichtig, damit die Jugendlichen mit Angehörigen in der Heimat in Kontakt bleiben könnten. Finanziert wurden die Maßnahmen über das Jugendamt der Stadt Hamm, das sich das Geld am Ende vom Land erstatten lässt. In dem Haus im Hammer Kurpark gibt es jetzt mehrere Doppel- und Dreibettzimmer sowie ein Einzelzimmer.

Engmaschige Betreuung von minderjährigen Geflüchteten in Hamm

Wie auch an bisherigen Standorten, beispielsweise dem Schloss Heessen, sollen die Jugendlichen auch im Haus Sylverberg rund um die Uhr betreut werden. Hier kommt auch die Sprachschule "Translate" zum Einsatz, die in vielen Bereichen bereits mit der Stadt Hamm zusammenarbeitet. Die Jugendlichen sollen bis zu acht Stunden täglich Deutschunterricht bekommen, um möglichst schnell in eine Schule gehen zu können. Dabei beginnen die Mitarbeiter mit der Alphabetisierung, da die meisten Jugendlichen aus Syrien und Afghanistan kommen und das deutsche Alphabet erst lernen müssen. Für das Projekt haben die Träger zum Teil sogar neue Stellen geschaffen, heißt es.

Unbegleitete Jugendliche sollen schnell in feste Strukturen gebracht werden

Die minderjährigen Asylbewerber leben bereits in Hamm, sind aber zurzeit dezentral an mehreren Orten untergebracht. Mit der neuen Unterkunft sollen sie in feste Strukturen gebracht und auf den nächsten Schritt vorbereitet werden. Ziel ist laut Stadt die Unterbringung bei Angehörigen, in Wohngruppen oder in anderen betreuten Wohnformen. Maximal können die Jugendlichen in dem Zwischendomizil für sechs Monate bleiben.

Träger wollen Berührungspunkte und Austausch mit Nachbarn

Die neu geschaffene Einrichtung im Hammer Kurpark soll für die traumatisierten Jugendlichen einen Schutzraum bieten, betont die Stadt. Sie sollen hier ein Übergangszuhause finden, in dem sie sich sicher fühlen können. Trotzdem ist es der Stadt wichtig, Berührungspunkte und einen Austausch zu schaffen. Man stehe für Fragen jederzeit zur Verfügung und wolle möglicherweise auch einen Tag der offenen Tür im kommenden Jahr organisieren. Die jungen Menschen seien bereits seit einiger Zeit in Hamm und sehr unauffällig, heißt es. Es gehe darum, ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Der Kurpark ist regelmäßig Ort für Begegnung. In diesem Jahr gab es hier Events wie das Kulturkino oder zuletzt das Adventsleuchten. Die ehemalige Jugendherberge Haus Sylverberg musste wegen sinkender Gästezahlen schließen.