Prozess um "Captain-America-Räuber" aus Hamm startet

Landgericht Dortmund will Schuldfähigkeit von Captian-America-Räuber prüfen

Der sogenannte "Captain-America-Räuber" steht seit Mittwochmittag (27.03.) vor Gericht. Zum Prozessstart wurde zunächst nur die Anklage verlesen. Der Angeklagte hat aber ein umfassendes Geständnis angekündigt. Der Verteidiger des 38-Jährigen sagte, sein Mandant werde auch alle Rückfragen des Gerichts beantworten. Bei dem angekündigten Geständnis soll auch ein vom Gericht eingesetzter psychiatrischer Sachverständiger anwesend sein. Der Mediziner soll den 38-Jährigen untersuchen, weil der die Taten mit einer angeblichen Spielsucht erklärt hatte. Möglicherweise hat die Spielsucht bereits den Grad einer verminderten Schuldfähigkeit erreicht. Dann könnte der Angeklagte mit einer milderen Strafe rechnen. 

Überfall auf Tankstelle in Hamm

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 38-Jährigen aus Hamm schwere räuberische Erpressung wegen mehrerer Überfälle vor, bei denen er die Mitarbeiter mit einem Messer bedroht hatte. Insgesamt 10 Mal hatte der "Captain-America-Räuber" seit 2020 zugeschlagen. Dabei hat er rund 6255 Euro erbeutet, über 5000 Euro davon bei den fünf Überfällen in Hamm. Erstmals schlug der 38-Jährige am 13. August 2020 an einer Tankstelle an der Heessener Straße in Hamm zu.

Das Muster seiner Überfälle in 2020 und 2021 war immer das Gleiche. Der Mann kam in Tankstellen oder Kioske und gab vor, Zigaretten kaufen zu wollen. Sobald sich die Angestellten umdrehten, um die Zigaretten zu holen, zückte er ein Brotmesser aus einer Juteasche, bedrohte die Angestellten damit und verlangte Bargeld aus der Kasse. Dabei trug er jedes Mal ein Captain-America-Basecap, was ihm auch den Namen Captain-America-Räuber einbrachte.

Drei Überfälle in Hamm durch Captian-America-Räuber

Trotz einer Öffentlichkeitsfahndung der Hammer Polizei und einer zweiten im April 2021 in der ZDF-Sendung X/Y ungelöst, konnte der Täter nicht ermittelt werden. In der ersten Serie verübte der 38-jährige drei Überfälle in Hamm und einen in Nordkirchen. Im April 2021 konnte die Hammer Polizei die Fälle aus Hamm im Fernsehen vorstellen. Zwar gab es danach keine konkreten Hinweise auf den Täter, aber es stellte sich heraus, dass der Mann noch für zwei weitere Überfälle verantwortlich war. Polizeidienststellen an der Ostsee, in Schleswig-Holstein und in Waltrop erkannten das Muster und die Captain-America-Basecap.

Überfall in Hamm-Westtünnen bringt Durchbruch für Polizei

Da es lange keine neuen Erkenntnisse gab, hatte die Polizei in Hamm die Ermittlungen ruhen lassen, bis es im Juni 2023 einen ähnlichen Überfall auf ein Schreibwarengeschäft in der Von-Thünen-Straße in Hamm-Westtünnen gab. Zwar trug der Täter kein Captain-America-Basecap, sondern ein anderes Modell, aber an ansonsten ähnelte der Fall sehr der ersten Raubserie. Es folgten weitere Überfälle in Hamm und einer in Dolberg. Wieder gab es in Hamm eine Öffentlichkeitsfahndung, dieses Mal mit Erfolg.

Durch eine Zeugenaussage konnte der 38-jährige Mann dann ermittelt werden. Am 4. Oktober 2023 erfolgten eine Hausdurchsuchung und die Festnahme. Bei der Hausdurchsuchung wurden unter anderem Kleidungsstücke gefunden, die auch auf Überwachungskamera-Aufnahmen zu sehen gewesen waren. Die Captain-America-Kappe ist bis heute allerdings nicht wieder aufgetaucht. Der mutmaßliche Täter ist ein 38-jähriger, der seinen Lebensmittelpunkt in Hamm hat. Er hatte keine eigene Wohnung, war aber auch nicht obdachlos, hieß es nach der Festnahme von der Hammer Polizei. Als Motiv für die Überfälle gab er seine Spielsucht an. Offenbar hatte er immer wieder hohe Beträge beim Internetwetten eingesetzt – und verloren. Zu der Pause zwischen den Raubserien kam es, weil er in dieser Zeit einer geregelten Arbeit nachgegangen ist. Die Polizei in Hamm stellt regelmäßig Fälle bei Aktenzeichen XY ungelöst vor.