Reaktionen aus Hamm nach Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen

Am Sonntag (1.9.) haben die Menschen in Thüringen und Sachsen einen neuen Landtag gewählt. Wir haben die Reaktionen der Politikerinnen und Politiker aus Hamm gesammelt.

Parteien in Hamm auf Social Media
© Radio Lippewelle Hamm

AfD und BSW freuen sich über Wahlergebnisse

Aus den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am Sonntag (1.9.) geht vor allem die AfD mit starken Ergebnissen hervor. In Thüringen lag sie mit 32,8 Prozent sogar an der Spitze, vor CDU und Linken. In Sachsen kam sie auf 30,6 Prozent und liegt damit direkt hinter der CDU mit 31,9 Prozent. Aus dem Stand zweistellig ist in beiden Ländern das neue Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Obwohl Hamms BSW-Ratsherr Roland Koslowski sich über das Ergebnis für das Bündnis freut, fällt die Bilanz der Landtagswahl in den beiden Ländern für ihn doch mehr als ernüchternd aus.

"Also ich war entsetzt, muss ich ehrlich sagen. Wenn ich mir angucke: Die SPD feiert sich, weil sie wieder eingezogen sind, einstellig, in den Landtag. Das kann nicht sein. So stoppt man die AfD nicht. Ich fand den gestrigen Abend eigentlich katastrophal." - Roland Koslowski, BSW-Ratsherr

CDU werde zugetraut, die AfD zu stoppen, sagt Chef der CDU in Hamm

Der Hammer CDU-Kreisvorsitzende Arnd Hilwig weist darauf hin, dass seine Partei in Sachsen und Thüringen sogar mehr Stimmen bekommen hat als bisher. Die Wahlbeteiligung war mit über 70 Prozent historisch hoch. "Es gibt eine hohe Mobilisierung", offenbar werde der CDU als einziger Partei zugetraut, die AfD zu stoppen, so Hilwig. Die CDU-Spitzenkandidaten Kretschmer und Voigt hätten das sehr gut gemacht, indem sie die AfD konfrontiert hätten. Trotzdem sei das Wahlergebnis für ihn dramatisch. Die CDU müsse notfalls allein mit der SPD regieren und sich von den anderen Parteien im Landtag tolerieren lassen, meint der Hammer CDU-Chef. Eine Kooperation mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) sei schwer vorstellbar, solange das BSW bundespolitische Forderungen wie ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine habe. Hilwig fordert die Menschen auf, Mitglied in demokratischen Parteien zu werden, um Antidemokraten zu stoppen.

SPD-Chef aus Hamm setzt auf persönlichen Kontakt

Das einstellige Ergebnis für die SPD sei abzusehen gewesen, sagte uns der Hammer SPD-Chef Stefan Heitkemper. Er sieht darin auch keine Quittung für die Bundesregierung. Wörtlich sagte Heitkemper: "Es liegt nicht an Scholz". Das Ergebnis wäre auch mit Boris Pistorius als Kanzlerkandidat nicht besser gewesen, glaubt Heitkemper. Die SPD müsse ihre Erfolge bei den Themen Rente, Mindestlöhne und Gestaltung der Transformation besser erklären, so Heitkemper. Das gelinge im persönlichen Kontakt vor Ort, wie sich in Hamm zeige, aber teils auch in Ostdeutschland. "In Gotha haben wir in einem Wahlkreis über 34 Prozent bekommen", sagt der Hammer SPD-Vorsitzende. 

"Derber Rückschlag" für die Grünen in Hamm

Die Grünen sind in Thüringen aus dem Landtag geflogen, in Sachsen nur knapp hineingewählt worden. "Für die Grünen ist das Ergebnis ein derber Rückschlag, der mir zeigt, das wir Grünen uns alle samt wieder mehr in die politische Mitte bewegen müssen", sagte die Grüne Ratsfrau Petra Grünendahl auf Lippewelle-Anfrage. Die Grünen müssten die aktuellen Bedürfnisse der Menschen nach Sicherheit und einer veränderten Einwanderungspolitik ernst nehmen und dafür Ideen liefern.

Die Wahlergebnisse der Landtagswahlen in Hessen und Bayern im vergangenen Jahr haben bei den Parteien in Hamm gemischte Gefühle ausgelöst, bei vielen überwog die Sorge, dass Politik die Menschen nicht mehr erreicht. Das Ergebnis der Europawahl im Juni 2024 wurde in Hamm auch als Denkzettel für die Ampelparteien in Berlin gesehen.

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