Verbraucherzentrale hilft bei akuter Existenznot

Fast 7.000 Mal konnte die Verbraucherzentrale mit Rat und Hilfe im vergangenen Jahr zur Seite stehen, egal, ob es um Knebel-Verträge, gesperrte Konten, falsche Abrechnungen oder Nachzahlungen ging.


Berater haben Rechte von Verbrauchern in Hamm im Blick

Egal ob alles rund um die Energiekrise, ungewollte Telefon-Verträge, undurchsichtige Preisklauseln von Fitnessstudios oder Ärger mit der Postbank: auch im Jahr 2023 hatte die Verbraucherzentrale an der Nassauer Straße wieder gut zu tun. Vor allem alles rund um das Thema Energie sorge für viel Ärger, so Anne Schulze-Wintzler als Leiterin der Hammer Beratungsstelle.

Hohe Nachzahlungen sorgen für Ärger in Hamm

Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Solche Fragen und Probleme haben auch 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale in Hamm geprägt, so Schulze-Wintzler.

„Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“,
Anne Schulze Wintzler, Leiterin der Beratungsstelle.

Fast 7.000 mal hätten sich Menschen in Hamm im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale gewandt. Mehr als ein Zehntel der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie und das, obwohl im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl auch wieder gefallen sind. Vor allem die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, so Schulze-Wintzler, damit die Betroffenen am Ende auch wirklich profitieren konnten. Gleichzeitig seien viele Menschen in Hamm mit hohen Nachzahlungen konfrontiert worden. Hier sei es wichtig, zeitnah reagieren zu können und zu helfen - auch im Verbund mit kommunalen Partnern.

Werbebriefe sorgen für Ärger in Hamm

Aber auch darüber hinaus hatte die Verbraucherzentrale viel zu tun im letzten Jahr. Da ging es zum Beispiel um untergeschobene Verträge, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger bei Onlinekäufen, so Schulze Wintzler. Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom sorgten für Irritation, da viele Menschen ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zustimmten und dann mit Schadensersatzforderungen zu kämpfen hatten. Man half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten. 2023 haben viele Betreiber von Fitnessstudios die Kosten für die Mitgliedschaft angehoben - begründet mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung. In diesem Fall beriet die Verbraucherzentrale rund um Kündigungsrechte.

Nach IT-Umstellung bei der Postbank Existenzängste

Sehr verzweifelt waren Menschen in Hamm aufgrund massiver Probleme bei der Postbank beziehungsweise der DSL Bank online, so Schulze-Wintzler. Nach einer IT-Umstellung war kein Online-Banking mehr möglich, Überweisungen wurden nicht ausgeführt, und vor allem blieben Pfändungsschutzkonten wochenlang zu Unrecht gesperrt und Freibeträge wurden nicht ausgezahlt. Zum Teil konnten Betroffene keine Lebensmittel kaufen. Die Beratungsstelle unterstützte eine Klage, half aber auch mit Formulierungshilfen und konnte damit oft direkt helfen, berichtet Schulze Wintzler.

Kreditfallen und Buy-Now machen Sorgen

Neben individueller Schadensbegrenzung steht Aufklärung im Fokus Wenn die Rückerstattung des Kaufpreises bei Retouren nicht klappte, bedrohlich klingende Schreiben von Inkassounternehmen im Briefkasten landeten oder mit obskuren Mails Daten „abgefischt“ und missbräuchlich verwendet wurden, war die Beratungsstelle gefragt. Da gehe es um Schadensbegrenzung, aber auch um Prävention. Ebenfalls im Fokus: die 2023 gestartete Bonify-App der Schufa. Damit kann man kostenlos den eigenen Schufa-Basisscore abrufen, zu „bezahlen“ aber mit sensiblen Daten. Die Empfehlung laute daher, den Score-Wert besser durch eine kostenlose Anfrage direkt bei der Schufa zu überprüfen.

Aggressive Energieanbieter

Insgesamt 3.300 Rechtsberatungen und -vertretungen wurden in Hamm durchgeführt - zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden, so Schulze-Wintzler. Vor allem Energieanbieter sorgten mit aggressiven Verkaufspraktiken für Ärger. Vielen wurde erst durch eine Nachricht des bisherigen Energieanbieters klar, dass sie einen neuen Vertragspartner hatten. Am Ende konnte die Beratungsstelle Hamm helfen, die überwiegend teuren Verträge zu beenden

Beratung persönlich, online und am Telefon

Von Online-Vorträgen, Sprechstunden, Videochat-Beratungen sowie von den laufend aktualisierten Informationen, Rechentools und interaktiven Musterbriefen auf der Internetseite der Verbraucherzentrale NRW profitierten auch die Hammer. Bei 37 Veranstaltungen und Aktionen waren die Beratungskräfte vor Ort präsent und im Gespräch.

Gestiegene Preise für viele Menschen nicht mehr zu stemmen

Die hohen Teuerungsraten insbesondere bei Energie und Lebensmitteln machten 2023 vor allem Menschen zu schaffen, die ohnehin über wenig Geld verfügen. Aber auch Haushalte, die bislang gut mit dem Einkommen klar kamen, gerieten in finanzielle Engpässe. Waren Konten bereits gepfändet und drohten die Schulden über den Kopf zu wachsen, half die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung kostenfrei und unkompliziert, damit Betroffene schnell zu einem Pfändungsschutzkonto zur Sicherung des Existenzminimums kamen. Auch bei Energieschulden und Stromsperren konnten Betroffene auf die Verbraucherzentrale zählen.

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