Viele Apotheken in Hamm waren am Mittwoch geschlossen

Auch in Hamm haben Apotheken gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung protestiert und blieben am Mittwoch geschlossen. Eine Notversorgung war aber gewährleistet.

© Radio Lippewelle Hamm

Auch in Hamm sind am Mittwoch (14. Juni) viele Apotheken dicht geblieben. Sie haben sich am bundesweiten Protest-Tag gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung beteiligt. Apotheker Dr. Werner Cobet als Sprecher der Hammer Apothekerschaft betonte im Vorfeld aber im Lippewelle-Gespräch: „Die Notversorgung ist an diesem Tag durch Notdienstapotheken gewährleistet."

Apotheker wollen weniger Papierkram und mehr Geld von der Regierung

Hintergrund der Proteste ist, dass die Apotheker finden, die Politik der Bundesregierung gefährde ihre Arbeit. Wegen der vielen Lieferengpässe bräuchten die Apothekenteams möglichst viel Flexibilität, um die Patienten schnell versorgen zu können. Das Versorgungssystem sei aber vor allem geprägt von Bürokratie und drohenden Strafzahlungen an die Krankenkassen, sagt Cobet.

Eine finanzielle Anerkennung für ihre Mehrarbeit in den letzten Monaten gebe es bis jetzt nicht. Das Honorar der Apotheken bestehe zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der die laufenden Kosten abdecken solle. Dieser Festbetrag sei seit zehn Jahren nicht mehr angepasst worden, trotz der zwischenzeitlich immens gestiegenen Kosten, so Cobet.

Existenz von Apotheken in Hamm bedroht

Die Apotheken seien von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt. Cobet: „Das ist nicht mehr nur ungerecht, sondern inzwischen für viele Apotheken existenzgefährdend. Andere wichtige Versorgungsinstanzen, wie beispielsweise Arztpraxen und Krankenhäuser, haben dafür Extra-Zahlungen bekommen. Zuletzt haben in Deutschland so viele Apotheken für immer schließen müssen wie noch nie zuvor."

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Riesiger Andrang bei Notdienstapotheke in Hamm

Viele Apotheker sind am Streiktag gestern zu Kundgebungen in Düsseldorf und Münster gefahren. Auch Cobet und seine Mitarbeiter aus der Adler-Apotheke am Marktplatz hat die Lippewelle am Morgen am Bahnhof getroffen.

Währenddessen haben Dieter Reck und sein Team in der Glückaufapotheke in Werries den Notdienst für ganz Hamm aufrecht erhalten. Wir haben gestern Abend mit Dieter Reck gesprochen, er sagte uns wörtlich: "Es war ein Wahnsinnsandrang." Er habe aber alle Notfallpatienten versorgen können, z.B. mit Antibiotika oder Antiallergika - auch, weil sich die Apotheke vorher eingedeckt hatte und weil Mittwochnachmittags viele Ärzte zu hätten und deswegen wenigstens keine neuen Patienten nachgekommen seien. "Noch so einen Tag würde ich aber nicht durchstehen", sagte uns Reck.

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