Krankenhäuser in Hamm unzufrieden mit geplanter Krankenhausreform

Über die geplante Krankenhausreform wird weiter gestritten. Die Krankenhäuser in Hamm fordern einen schnellen Kompromiss und klare Lösungen für die finanziellen Probleme.

© Linnemann / Radio Lippewelle Hamm

Kliniken in Hamm wünschen sich Klarheit bei Finanzierung

Die Krankenhäuser in Hamm sehen noch viel Verbesserungsbedarf bei der geplanten Krankenhausreform. Die Reform soll die Krankenhäuser besser aufstellen und finanziell entlasten. Beim Krankenhausgipfel am Montag (09.09.) gab es viel Kritik für Gesundheitsminister Lauterbach. "Wir würden es sehr begrüßen, wenn Bund und Länder sich auf eine gemeinsame und tragfähige Planung verständigen könnten – auch und gerade hinsichtlich der Finanzierung", heißt es von den Johanniter-Kliniken Hamm. Das müsse schnell passieren. Auch wenn es immer behauptet werde: Der Entwurf würde den Krankenhäusern nicht bei ihren Geldproblemen helfen, sagt Thorsten Keuschen, der Geschäftsführer der Barbaraklinik. Ein weiterer Kritikpunkt: Wie sich die Krankenhauslandschaft entwickeln würde, sollte das Gesetz so kommen, sei auch überhaupt nicht klar, sagt Keuschen.

Krankenhäusern in Deutschland fehlt Geld

Denn der Schaden in der Krankenhauslandschaft ist bereits groß. Seitdem die Reform vor zwei Jahren angekündigt worden ist, seien die Krankenhäuser sehr verunsichert. Krankenhäuser seien bereits insolvent gegangen und hätten schließen müssen. Denn investieren könne man nur an Standorten, die ihre Zukunft planen können. Eine Reform zur Finanzierung dürfe nicht erst in fünf Jahren helfen. Das könnte für viele Krankenhäuser außerhalb der Großstädte wie Hamm zu spät sein. "Rund 80 Prozent der Krankenhäuser in ganz Deutschland schreiben rote Zahlen, sie alle stehen permanent unter immer weiter steigendem finanziellen Druck", sagt Keuschen. Ausgleich für Inflation und höhere Tarife: Das müsste alles finanziell gestemmt werden. "Das Ziel soll ja eine sichere und gute Gesundheitsversorgung sein, in den Metropolen wie in den Flächen", finden die Johanniter-Kliniken Hamm. Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist klar, dass es so wie jetzt nicht weitergehen könne. "Wir haben einfach nicht den medizinischen Bedarf für 1700 Krankenhausstandorte, der Bedarf ist jetzt nicht da und er wird auch in Zukunft nicht da sein", sagt er beim Krankenhausgipfel am Montag (09.09.).

Kliniken in Hamm sind gutes Beispiel in Nordrhein-Westfalen

In NRW sei man aber auf einem guten Weg. Die Hammer Johanniter-Kliniken unterstützen die aktuellen Pläne des Landesgesundheitsministeriums. Das Ministerium plant Leistungsgruppen einzuführen. Damit machen die Krankenhäuser dann nur noch den Bereich, in dem sie am besten sind und behandel dafür mehr Patienten in dieser Fachrichtung. Das sei ökonomisch sinnvoll und bringe auch den Patientinnen und Patienten etwas. In Hamm setzen die Krankenhäuser das auch schon um.

"Die Versorgungssituation für die Hammer wird deswegen auch in Zukunft sehr gut sein." - Johanniter-Kliniken Hamm

Das Konzept, das man in NRW entwickelt habe, wolle man auf jeden Fall behalten, betont auch Thorsten Keuschen, der Geschäftsführer der Barbaraklinik. Die Barbaraklinik geht mit ihrem Umbau schon in diese Richtung. Das lobt auch NRWs Gesundheitsminister.

"Was hier passiert ist, passt voll und ganz in Richtung der Veränderung der Krankenhauslandschaft und der Krankenhaus-Politik, die gerade in NRW gemacht wird." - Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister

Bürokratie und enge Vorgaben stören Krankenhäuser in Hamm

Die Hammer Kliniken wollen vor allem weniger Bürokratie. Und: "Wir brauchen eine Gesetzgebung, die das Leben vor Ort einfacher macht", sagen die Johanniter-Kliniken.

"Wir brauchen eine Krankenhausreform, die eine echte Entbürokratisierung und Deregulierung bringt, um die Krankenhäuser in die Lage zu versetzen, das knappe Fachpersonal auch wirklich für die Patientenversorgung einsetzen zu können, aber auch attraktiv zu werden in der Perspektive, denn das wissen wir, die Bürokratie und die Überregulierung schreckt auch viele ab." - Gerald Gaß, Vorstandschef Deutsche Krankenhausgesellschaft

Neue Mindestzahlen für Behandlungen und eng geplante Personalzahlen machten die Arbeit im Krankenhaus immer teurer, ohne, dass die Patienten davon profitierten. Die Planung sollte in jedem Fall Sache der Länder bleiben, denn die könnten die Situation vor Ort besser überblicken. Der Bund dürfe sich bei der Finanzierung aber nicht herausziehe und die Städte alleine lasse. Vor allem aber müssten die Träger der Krankenhäuser mitreden dürfen.

Deutsche Krankenhausgesellschaft und Barbaraklinik wollen Überarbeitung der Krankenhausreform

Alle Bundesländer hätten sich geschlossen gegen den aktuellen Gesetzesentwurf ausgesprochen, genauso wie die Krankenhausgesellschaft NRW und die Deutsche Krankenhausgesellschaft, hebt die Barabaraklinik hervor. Man sei grundsätzlich nicht gegen eine Krankenhausreform, sagte Vorstandschef Gerald Gaß beim Gipfel.

"Wir wissen, dass es Veränderungen geben wird, wir wissen auch, dass in der Zukunft insgesamt weniger krankenhausstandorte, aber neu aufgestellt, modernisiert, ambulant tätig und ähnliches sein wird, also es ist nicht so, dass wir hier etwas verhindern wollen, sondern wir wollen dafür werben, dass es gute Ergebnisse gibt." - Gerald Gaß, Vorstandschef Deutsche Krankenhausgesellschaft

Er fordert vom Bund außerdem einen Inflationsausgleich in Höhe von drei bis vier Milliarden Euro. "Die Änderungen sollten auf Bundesebene aufgegriffen, ernsthaft berücksichtigt und schnell umgesetzt werden", fordert Keuschen. In zwei Wochen diskutiert der Bundestag über die geplante Reform.Laut IT.NRW gibt es kontinuierlich immer weniger Krankenhausbetten in Hamm - stationär behandeln die Hammer Kliniken ebenfalls immer weniger Patienten. Auf der anderen Seite gibt es in Hamm aber immer mehr Ärzte und medizinische Fachkräfte.

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