Landwirte in Hamm haben Angst vor dem Wolf

Anfang des Jahres wurden die ersten zwei Schafe in Hamm von einem Wolf gerissen. Die Landwirte machen sich Sorgen um ihre Tiere und die Zukunft der Landwirtschaft, falls Hamm ein Wolfsgebiet wird.

Landwirte in Hamm fordern mehr Schutz für ihre Tiere
© Radio Lippewelle Hamm

Wünsche der Landwirte in Hamm

Noch gibt es in Hamm nur wenige Wolfsichtungen, aber die Gefahr für die Landwirte kommt immer näher. Mit 17 Großbannern im Hammer Süden versuchen die Landwirte jetzt, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ihr Wunsch ist es nicht, Schadensersatz für gerissene Tiere zu bekommen, wie das aktuell bei Wolfsangriffen der Fall ist. Es ist ihnen wichtiger, dass keine Tiere verletzt oder gequält werden. In weiten Teilen Tirols gebe es mittlerweile kaum noch Schafhaltung, sagen sie - so weit wollen sie es in Hamm nicht kommen lassen.

Forderungen der Landwirte an die Politik

In der Politik herrscht ein Gegensatz zwischen dem Wunsch nach Tierwohl für Weidetiere und Wölfe. Wölfe sollen nicht abgeschossen werden, aber auch Nutztiere sollen gefahrlos auf der Weide stehen. Thomas Döring vom Landwirtschaftlichen Kreisverband Ruhr-Lippe sieht den Wolfsbestand aber mittlerweile als etabliert an und fordert eine Bestandsregelung. Diese könne auch in das normale Jagdrecht integriert werden. Aktuell steht der Wolf noch in der gesamten EU unter besonderem Schutz. 

Wolfsschutzzäune sind in Hamm keine Lösung

Die Landwirte kritisieren Wolfsschutzzäune, wie sie in Wolfsgebieten mittlerweile Pflicht, um Schadensersatz von der Versicherung zu bekommen. Das Material werde zwar subventioniert, den Aufbau und die Instandhaltung müssten die Landwirte aber selbst übernehmen, betonen sie. Dadurch entstehen Mehrkosten und Arbeit für einen Zaun, der keinen hundertprozentigen Schutz garantieren könne, sagt Landwirt Christian Schlieper aus Hamm. Wolfsschutzzäune seien insofern nicht die Lösung und stellten außerdem eine Gefahr für Wildtiere dar, weil sie deren Wanderungen unterbinden und die Tiere zudem im Zaun stecken bleiben und dort verenden könnten, so Schlieper.

Welchen Schutz vor Wölfen in Hamm haben die Landwirte?

Politik und Gesellschaft fordern eine tierfreundliche Landwirtschaft, also möglichst viel Auslauf für die Tiere. Weidehaltung biete aber auch eine größere Angriffsfläche für Wölfe, so Döring. Das größte Risiko hätten Wanderschäfer, die ihren Tieren nur wenig Schutz vor Angriffen bieten können. Das Ganze mit Herdenschutzhunden zu lösen, sei nicht umsetzbar, da Hütehunde sich nicht auf wechselnde Herden einstellen könnten.  

Folgen der Wolfsangriffe für Weidetiere in Hamm

Den ersten dokumentierten Angriff in NRW gab es schon 2009, in Hamm wurden Anfang des Jahres zwei Schafe von einem Wolf gerissen. In ganz Deutschland wurden im Jahr 2022 rund 4.400 Nutztiere von Wölfen verletzt oder getötet. Der Wolf reißt nicht nur das, was er zu seiner Ernährung braucht, so die Kritik der Landwirte. Er lebe seinen Jagdtrieb aus und reiße dafür zum Teil sogar Tiere in ihren Ställen. Aber die Weidetiere litten, selbst wenn der Angriff des Wolfs nicht erfolgreich war, so Schlieper. Zudem könne die Herde Panik bekommen, wenn sich ein Wolf nähere und ausbrechen - und dabei auch auf Straßen und Schienen landen. Langfristig könne sich auch das Verhalten der Tiere ändern und Panik bekommen, wenn sie beispielsweise einen Hund oder auch ein Kind sehen, weil sie es mit einem Wolf verwechseln.

Der Wolf kommt immer näher an Hamm heran

In den letzten etwa 20 Jahren ist die Wolfspopulation in Deutschland rasant angestiegen - und damit haben auch Angriffe von Wölfen auf Nutztiere zugenommen. Noch sei aber vermutlich kein Wolf in Hamm heimisch, aber sicherlich seien verschiedene Wölfe auf der Suche nach einem Revier, so Petra Drees-Hagen vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Nach Schätzung des Deutschen Bauernverbandes gibt es aktuell zwischen 1.800 und 3.300 Wölfe in Deutschland. Genauere Schätzungen seien bei einem scheuen Wildtier schwer. Das nächste bekannte Rudel bei Hamm wohnt im südlichen Kreis Soest.

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